Alles steht im Wohnzimmer auf seinem Platz. Auf dem Kaminsims grinsen die Familienmitglieder der Campbells dem Betrachter entgegen, die Sitzmöbel sind akkurat ausgerichtet, die Kissen schön auf den Polstern drapiert und die alkoholischen Erfrischungen stehen schon auf einem Nebentischchen bereit und versprechen Zerstreuung. Bühnenbildner Steven Koop weiß, wie man die amerikanische Vorstadt-Idylle inszeniert. Nur der grässliche Hirschkopf über dem Kaminsims und die Gewehre an der Wand ruinieren das perfekte Gesamtbild.
Doch das kann sich ohnehin nicht lange aufrecht erhalten. Die Beckmanns kommen nämlich zu Besuch und haben ein Problem im Schlepptau. Ihr Sohn Matthew wurde von Kayle, dem Sohn der Campbells, bedroht. „Du bist als Nächster dran, Schwuchtel“, so lautete die Nachricht, die Kayle Matthew geschickt hat. Julia und Tate Campell stehen Connie und Alan Beckmann gegenüber. Ebenfalls dabei: die gemeinsame Bekannte Val Wallace, die sich jedoch selbst fragt, warum sie eigentlich anwesend ist. Ein Streit bricht aus, in den sich alle hineinsteigern. Mitreißend gespielt von Maja Müller, Fabian Goedecke, Meike Anna Stock, Peter Kempkes und Juliane Fechner.
Im Zentrum des Schauspiels stehen jedoch die beiden Mütter, die um ihre Kinder besorgt sind. Es kommt, wie nicht anders zu erwarten: Besorgte Eltern steigern sich in einen Streit hinein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Es wird geschrien, gehetzt und gepoltert und bei all dem fragt sich der Besucher: „Geht es noch um die Kinder? Warum werden sie in die Gespräche nicht direkt miteinbezogen? Und warum tun sich alle so schwer aufeinander zuzugehen? Würde sich dadurch nicht am ehesten eine Lösung abzeichnen?“
Der Zuschauer fühlt sich während McKeevers Stück als hilfsloser Beobachter, der zusehen muss, wie die Dinge sich zuspitzen. Vor allem das Versagen Julia Campells, die nicht einsehen möchte, dass ihr Sohn nicht nur ein schwieriger Teenager ist, sondern organisiertes Mobbing betreibt, lässt einen verzweifeln. Gepaart mit den cholerischen Attacken des Vaters Tate Campbell, ist dem Theaterbesucher vollkommen klar, dass diese Familie alles andere als perfekt ist. Man möchte den Darstellern zurufen, sie sollen doch endlich auf das Verhalten ihrer Kinder reagieren, miteinader sprechen. Vergebens. Udo Schürmer setzt McKeevers Schauspiel dramatisch und höchst emotional um, sodass es am Ende tätsächlich nur ein „Danach“ gibt. \ vb
1.- 9.+11.7.
„Danach“
20 Uhr, diverse Orte
www.grenzlandtheater.de
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