Der Opernabend begann zunächst mit einer Überraschung: Die Zweitbesetzung Lisa Ströckens sprang für Sängerin Anne-Aurore Cochet ein, die sich bedauerlicher Weise vor der Premiere geprellt hat. So verkündete es direkt zu Beginn der Vorstellung Generalintendant Michael Schmitz-Aufterbeck. Hätte er es nicht gesagt, es wäre niemanden aufgefallen: So grandios spielte Ströckens die Rolle der Dorothy in „Der Zauberer von Oz“.
Die US-amerikanische Musicalgeschichte aus dem Jahr 1939 ist ein Klassiker. Kaum einer kennt nicht die Geschichte des Mädchens Dorothy, die von einem Sturm ergriffen wird und ins Zauberland von Oz gelangt (Das Oz-Bühnenbild ist aufregend und kreativ von Jeannine Cleemen gestaltet worden. Hinweis an die Zuschauer: Bitte unbedingt auf die Porzellanstadt achten).
Im Reich von Oz besteht Dorothy zusammen mit ihren neu gewonnenen Freunden Vogelscheuche (Patricio Arroyo), Blechmann (Hyunhan Hwang) und Löwe (Fabio Lesuisse) ein Abenteuer nach dem anderen. Die Vier haben nämlich ein Ziel vor Augen. Sie wollen ihre Wünsche an den Zauberer von Oz herantragen. Wünscht sich Dorothy nichts sehnlicher als wieder nach Hause zu gelangen, wünschen sich die anderen drei ganz Unterschiedliches: Die Vogelscheuche wünscht sich Verstand, der Blechmann Herz und der Löwe Mut. Der Theatergast beobachtet wie sich die Freunde an ihr Ziel herankämpfen, durch zauberhafte Welten wandern, ihre Stärke in sich selbst finden und sich am Ende immer für ihre Freundschaft einsetzen.
Komponist Anno Schreier hatte ein Vorhaben: Es sollte eine Oper für alle Altersklassen werden. Das ist ihm auch gelungen. Zusammen mit der großartigen Inszenierung von Ute M. Engelhardt und den wirklich fabelhaften Kostümen und dem beeindruckenden Bühnenbild von Jeannine Cleemen konnten sie alle Menschen im Saal abholen, auch die Schulklassen auf den oberen Rängen, die zwar in der Pause etwas lautstark waren, doch während der Vorstellung gebannt an den Lippen der Sänger hingen. Selbst Gäste, die mit Opern nicht vertraut waren, konnten dem wunderbaren Gesang der Darsteller folgen und sich in die Welt von Oz entführen lassen. Neben der schönen Stimme Ströckens, harmonisierten auch die drei kräftigen, männlichen Stimmen von Arroyo, Hwang und Lesuisse ganz wunderbar zusammen – während das Sinfonieorchester Aachen die Oper musikalisch begleitete. Natürlich so herrlich wie eh und je.
Man kann es nicht anders sagen: Die Oper „Der Zauberer von Oz“ ist ein Familienfest für Augen und Ohren. Geheime Highlights der Oper: unter anderem der Sturm, der vom Opernchor Aachen repräsentiert wurde und die geflügelten Affen, die auf sympathische Weise den Theatergast in die nächste Szene einführten. Wer nichts für seine Liebsten zu Weihnachten hat, sollte sich unbedingt eine Theaterkarte sichern. Absolut sehens- und hörenswert! vb
12.+22.1., 2.+15.2., 12.3.
„Der Zauberer von Oz“
diverse Uhrzeiten, Bühne, Theater Aachener
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