Dramaturgin Inge Zeppenfeld und Schauspieler Benedikt Voellmy sprechen mit uns darüber, warum „Lazarus“ wieder auf die Aachener Bühne gehört. Und – Vorsicht Spoiler – es lohnt sich. Um mit den Worten der Klenkes-Kritik von damals zu starten: „Wer bisher kein Bowie-Fan war, wird es nach dem Abend sein.“
Man kann ohne Zweifel sagen: Das war im Februar 2020 schon ein ziemlicher Knaller, als sich im vollbesetzten Theater der Vorhang bei der Premiere von „Lazarus“ schloss. Kein Zuschauer saß noch auf seinem Stuhl, alle standen, applaudierten und forderten Zugaben. Dramaturgin Inge Zeppenfeld erinnert sich ebenfalls an den Moment: „Es war wie ein energetischer Schub, der durch die Menge ging. Keine Sekunde nach Ende des Stücks hielt es irgendjemanden noch auf seinem Stuhl.“ Daran will man anknüpfen und deshalb nimmt das Theater Aachen das Bowie Musical mit Benedikt Voellmy in der Hauptrolle wieder auf.
Damals wurde „Lazarus“ sechsmal gezeigt, alle Vorstellungen waren ausverkauft, die Warteliste für Tickets war lang. Dann kam Corona und die Unwissenheit, wann das Theater wieder geöffnet werden kann. Erst schob man weitere Aufführungen an das Ende der Spielzeit. Doch die Theater blieben geschlossen. Dann dachte man über eine corona-konforme Variante nach, die schnell verworfen wurde. Letztlich nahm man „Lazarus“ in die folgende Spielzeit auf. Benedikt Voellmy erinnert sich: „Natürlich war das damals ein Schock, als die Vorstellungen abgesagt wurden. Aber das kam alles häppchenweise.“ Und jetzt ist die Zeit gekommen, eines oder besser noch mehrere der begehrten Tickets zu ergattern.
Dramaturgin Inge Zeppenfeld outet sich als Bowie-Fan seit ihrem 16. Lebensjahr, wählte „Lazarus“ mit dem Wissen, dass Voellmy die perfekte Besetzung für eine Inszenierung am Theater Aachen ist. Voellmy hingegen gesteht, dass er vor dem Stück wenig Berührungen mit Bowie hatte, war aber ziemlich schnell zu überzeugen und lernte dann in einer intensiven Vorbereitungszeit Bowie – seine Musik und die Rolle – zu schätzen. Jetzt sind beide euphorisch, freuen sich auf die Wiederaufnahme und vor allem auf ein ebenfalls euphorisiertes Publikum.
„Für mich war die Rolle des Newton zum 10-jährigen Engagement am Theater Aachen ein Geschenk. In dieser einen Rolle kommt so viel zusammen, was mir Freude macht. Dann kam Corona … Aber vergessen wir das einfach. Fakt ist: jetzt habe ich Lust, das Stück zu spielen.“
Also schlüpft Voellmy wieder in die Rolle des Außerirdischen Thomas Newton, wird zum Bowie Lookalike samt orangenem Haar und macht dessen Songs zu seinen. „Lazarus“ ist kein gewöhnliches Musical, wo sich Musik und Schauspiel abwechseln. Es ist hoch „verkunstet“ und verlangt dem Ensemble und dem Publikum einiges ab.
Ein so gesangsstarkes Ensemble zu haben, ist ebenfalls ungewöhnlich. Auch dass Voellmy so perfekt in die Rolle passt. Stimmlich wie vom Aussehen. Obwohl zumindest das Aussehen nicht so leicht herzustellen war, wie es nachher aussah. „Samuel Chauvaux, der Maskenbildner, hat mir quasi den Bowie auf mein Gesicht gemalt, Nase schmaler, Grübchen ans Kinn.“ Bei der Stimme war das auch so eine Sache, „Ich bin eigentlich Autodidakt, was das Singen angeht. Bei den Bowiesongs habe ich aber gemerkt, dass die einfach passten, so wie sie sind.“ Kurz gesagt: Vieles passte, wie es selten passt. Und deshalb wird es Zeit, dass sich die Vorhänge lüften für den Außerirdischen, der sterben will und es doch nicht kann und der Zuschauer ihn auf diese – wenn auch manchmal wirren – Reise begleitet. Und jetzt sei es noch einmal, aber zum letzten Mal gesagt: Es lohnt sich! \ Von Kira Wirtz
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