Recht stolz ist man im Theater K, dass man zum Ende des Jahres noch Daniel Kehlmanns „Heilig Abend“ aufführen wird. Kehlmann ist unter anderem Autor von „Die Vermessung der Welt“. 2017 wurde „Heilig Abend“ uraufgeführt und zieht sich mit Erfolg seitdem über die deutschen Bühnen und erinnert mit seiner Aktualität und Brisanz leicht an Ferdinand von Schirachs „Terror“. Wie auch dort spielt Kehlmann durch die scharfkantige Figurenzeichnung und die wechselnde Beziehungsdynamik geschickt mit den Erwartungen und Ängsten der Zuschauer. Es werden Fragen zum Weiterdenken gestellt, die nicht einfach und nicht eindeutig zu beantworten sind. Was betrifft nur mich, was alle anderen. Geht es um die persönliche Freiheit oder um die gesellschaftliche Sicherheit?
Umso froher war man, als der Verlag das OK zur Inszenierung in Aachen gab. Das Theater K gibt dem Stück den Untertitel: „Ein Stück für zwei Schauspieler und eine Uhr.“ Und diese läuft, zählt die Zeit bis Mitternacht am Heiligen Abend. Denn dann sollte möglicherweise, man weiß es eben nicht genau, ein terroristischer Anschlag geschehen. Und genau aus dem Grund wird eine Frau von einem Mann erhört.
Das Schauspielerduo Mona Creutzer und Martin Päthel schlüpft in die Rollen der Frau und des Mannes („Die Namen tun eigentlich nichts zur Sache“) und werden die Zuschauer mit ihrem Schauspiel über die gesamte Dauer von neunzig Minuten in das teils turbulente Geschehen einbinden.
In einem Verhörraum, man weiß nicht, ob das wirklich ein Raum in einem Polizeipräsidium ist, wird eine Frau, sie ist Philosophie-Professorin, von einem Mann, er ist offenbar verdeckter Ermittler, verhört. Aus einem Taxi wurde sie geschleift, um vernommen zu werden. Auf ihrem Rechner wurde angeblich Material gefunden, dass ein Bombenanschlag an Mitternacht geplant sein. Man kann sich schon bildhaft vorstellen wie Mona Creutzer als Philiosophie-Professorin mit Egalhaltung aber wissendem Blick schwört, das Material sei nur Teil einer Uni-Vorlesung. Und Martin Päthel ihr mit scharfen Blick gegenübersitzt und darauf fast schon rüpelhaft mit brutaler Sprachgewalt die für ihn erlösende Wahrheit aus ihr herauszuquetschen versucht. Wie das Ganze ausgeht? Selber hingehen und für sich entscheiden, wer im Recht und wer im Unrecht ist. \ kw
„Heilig Abend“
Theater K im Tuchwerk
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