Von Richard Mariaux
Mit „Lazarus“ schuf David Bowie in den letzten Monaten seines Lebens eine Fortsetzung des tragischen Helden, der den Weg zurück ins Universum nicht mehr findet, aus der Sci-Fi-Verfilmung „Der Mann, der vom Himmel fiel“. 17 Bowie-Songs aus allen künstlerischen Epochen sind dabei. Der Klenkes schaut vorab auf die musikalische Besetzung der Produktion.
Ende 2015 wurde „Lazarus“ am New Yorker Broadway uraufgeführt. Am 10. Januar 2016 verstarb David Bowie. Seit dem Broadway erlebte „Lazarus“ diverse Aufführungen in London, Melbourne, Tel Aviv, Leipzig, Düsseldorf und Hamburg. Am 18. Januar hat die Produktion am Theater Aachen ihre Premiere.
Neben Regisseur Christian von Treskow, der bereits „Warten auf Godot“, „Der Prozess“ „Die Physiker“ und zuletzt „Am Königsweg“ am Aachener Theater inszenierte, liegt ein Hauptaugenmerk auf dem musikalischen Leiter im Bereich Schauspiel, Malcolm Kemp. Kemp, in London geboren, studierte am Konservatorium Maastricht Jazz-Gitarre, komponierte für Spiel-, Dokumentar-, Werbe- und Kunstfilme. Auch als Arrangeur und Orchestrator ist er tätig und unter dem Namen „Kemos Musikkiste“ holt er regelmäßig interessante Bands und Künstler zu Gastspielen ins Mörgens. Seit der Spielzeit 2008/09 ist er am Theater Aachen.
„Der Vorschlag zu ,Lazarus‘ kam von der Dramaturgie, also von Inge Zeppenfeld, die sich mit Malcolm Kemp bezüglich der Besetzung und des Zeitrahmens abgesprochen hat und schon ging es in die Feinabstimmung“, erzählt Ursula Schelhaas, Pressesprecherin des Theaters.
Eine von Malcolm Kemps Aufgaben für „Lazarus“ bestand darin, die siebenköpfige Band zusammenzustellen.: „Mit Samuel (Reissen), Uwe (Böttcher) und Moritz (Schippers) habe ich schon öfters Theatermusik gemacht. Normalerweise sind wir dann zu viert, die jetzige Besetzung wird erweitert um einen zweiten Gitarristen (Philipp Ullrich) und den Bläsern Boris Bansbach (Saxophon) und Tim Daemen (Posaune). Boris kenne ich über ein paar Ecken und Tim kannte ich flüchtig aus Maastricht, der gemeinsam mit mir dort studiert hat.“ Mit ihnen probt er nun intensiv, neben den musikalischen Proben mit den gesanglich agierenden Schauspielerinnen und Schauspielern, die er leitet. Auch das Schauspielensemble freut sich auf die Produktion. Malcolm Kemp: „Wir haben ein musikalisch starkes Schauspiel-Ensemble wie man in der Vergangenheit bereits mehrfach sehen und hören konnte. Warum also diese Stärken nicht bündeln und ein Musical auf die Beine stellen?“
Und wie ist Malcolm Kemps Beziehung zur Musik von David Bowie? Malcolm: „Ich war zwar nie direkt ein Fan, aber ich fand es immer gut, was er gemacht hat. Meine erste Erinnerung an Bowie-Songs sind aus dem 80ern – „Let’s Dance“ und „China Girl“. Er tauchte halt immer wieder mal bei mir auf. Und seine letzte Platte „Blackstar“, die hatte ich mir vorbestellt – großartig!“ Wir reden über „Blackstar“ auch als Schlussstrich unter sein Werk. „Es ist ein düsteres Werk, aber total eigen, und das mag ich so an Bowie, dass er immer sein Ding machte.“ „Blackstar“ wurde Bowies 25. Studioalbum. Es erschien am 8. Januar zu seinem 69. Geburtstag. Zwei Tage später war er tot. „Lazarus verstehe ich als sein Requiem“, sagt Malcolm.
Zur Aachener Bühnen-Adaption des Musicals kann Kemp noch nicht viel erzählen, da die Proben mit Regisseur Christian von Treskow für ihn noch nicht begonnen haben. „Das Musical setzt ja an nach dem Film („The Man Who Fell to Earth“ von Nicolas Roeg mit Bowie in der Hauptrolle als vereinsamende exterrestrische Person namens Thomas Jerome Newton), es ist also nicht der Film, der nacherzählt wird, sondern die Fortsetzung. Newton lebt, sitzt in seinem Appartement und säuft sich die Hucke voll und versinkt immer mehr in seinem Delirium, in dem ihn seine inneren Dämonen heimsuchen. Es ist wie in einer Traumwelt. Es tauchen Figuren auf, die definitiv in seinem Kopf sind und nicht wirklich präsent.“
Christian von Treskow wird sicherlich tolle Bilder mit Inhalt dazu erschaffen. Malcolm: „In den letzten zwei Wochen vor der Premiere sind wir mit der Band, dem Ensemble und dem Regieteam auf der Bühne. Da kommt alles zusammen, da wird es noch einmal spannend.“ \
WEITEREMPFEHLEN