Von Kira Wirtz
Theaterlabor? „MörgensLab“? Wissenschaft künstlerisch aufbereiten? Noch mehr Technik in Aachen? Und jetzt auch noch auf der Bühne? Was soll das bitte sein, könnte man sich fragen. Hat man aber ein Stück im Rahmen des „MörgensLab“ gesehen oder diesen Text hier gelesen, wird man – bei ersterem auf jedem Fall, bei letzterem hoffentlich – verstehen, dass es sich keinesfalls um ein wirres Gedankenexperiment handelt, sondern um ein interdisziplinäres Projekt, das längst fällig war.
Aachen ist mit seinen vier Hochschulen ein großer Wissenschaftsstandort und mit den Themen Wissenschaft, Forschung und Zukunft beschäftigt sich auch das Theater gerne. Warum also nicht das Fachwissen der Hochschulen nutzen und es parallel dazu auch noch das kulturinteressierte Publikum bringen? Den Startschuss hierzu gab in der Spielzeit 17/18 mit „mensch maschine“, inklusive nachfolgenden Expertengesprächen. Eine Zusammenarbeit mit anderen „Laboren“ der Stadt gibt und gab es ebenfalls. Man erinnere sich an die großen „FutureLab“-Galas im Theater zurück oder die theatralen Themenabende im Mörgens.
Idee und „MörgensLab“ an sich sind also nicht ganz neu. Jetzt läuft es aber nach einem Jahr der intensiven Vorarbeit so richtig an. Lesungen, Science Slams, Inszenierungen und ein Festival stehen auf dem Programm. Dafür war allerdings hinter den Kulissen einiges zu tun.
Die Gelder wurden über die Förderung „Neue Wege“ beantragt, ein Programm, das darauf abzielt, nachhaltig die Vielfalt auf den Bühnen des Landes NRW zu stärken. Im ersten Projektjahr musste zunächst Technik angeschafft und installiert werden. So verfügt das Mörgens jetzt über Beamer und Kameras, mit denen live Bilder und Videos auf Leinwände geworfen werden. Dass die Idee hinter dem „MörgensLab“ nicht nur die Macher begeistert, war schnell klar. „Als wir den Antrag bei „Neue Wege“ einreichten, kam sofort ein positives Signal zurück. Man hat das Potential von Theater und Hochschulen in Aachen erkannt“, erinnert sich Zeppenfeld.
Aber wie passt denn nun Forschung zum Theater? Ulrike Günther muss nicht lange überlegen: „Bei unseren Produktionen steht nicht die erzählte Geschichte im Mittelpunkt, sondern aus recherchiertem, wissenschaftlichem Material und Expertenwissen der Hochschulen entsteht eine Geschichte für die Bühne.“ Zeppenfeld kann da nur zustimmen und ergänzt: „Wissenschaft mit theatralen Möglichkeiten zu verbinden, kann sehr spannend sein: Dinge, die auf hohem Niveau mit Spezialwissen erforscht werden, können im Theater spielerisch erfahrbar gemacht werden. So beschäftigt sich das nächste größere Projekt „Humanotop“ mit unseren Lebensräumen. Von vielen Seiten der Wissenschaft können wir Aspekte zusammentragen, in eine Handlung binden und für die Zuschauer sinnlich erfahrbar machen: Was z.B. kann Biodiversität mit sozialem Wohnen zu tun haben? Welche Materialien sind nachhaltig und wie kann man sie bezahlbar machen. Hat Urban Gardening eher ökologischen oder sozialen Wert?“ Jede der Hochschulen fügt den Projekten ihre Impulse und ihre Expertise hinzu, was die Themenvielfalt im „MörgensLab“ Richtung Unendlichkeit treibt.
Bei „Ad Memoriam“ mit Schauspielerin Petya Alabozova hat Ulrike Günther bereits gezeigt, dass man ein schweres, neurologisches Thema wie das Gehirn mit der Fähigkeit des Erinnerns und Vergessens lebensnah und leicht verstehbar auf die Bühne bringen kann. Emotionalität und Zugänglichkeit zu Themenfeldern wie Neurowissenschaften, Herzklappenforschung oder die Unendlichkeitstheorie zu ermöglichen, ist nicht nur interessant und bühnenrelevant, sondern auch wichtig für eine Stadt wie Aachen. Campus und Kultur können so zueinanderfinden, voneinander profitieren und beide Themenfelder miteinander verbinden. „Es geht hier auch um Wissenschaftsvermittlung. In beide Richtungen.“ \
17.-22.5.
„Lab Fest“
diverse Orte, Aachen
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