Von Belinda Petri
Bei der Anfahrt zum Gut Paulinenwäldchen zeigt sich die Aachener Soers als idyllisches Postkarten-Motiv: Bei Sonnenschein und blauem Himmel grasen ein paar Limousin-Rinder auf den Hügeln hoch über dem Talkessel der Stadt. Auf dem Bio-Hof geht es geschäftig zu, hier rangiert ein Traktor, dort werden Waren aus dem Lager in den Hofladen getragen. Mittendrin steht Volker Gauchel. Zusammen mit seiner Frau Edda sowie Bernhard Ruhl und Monika Schüller leitet er das 1999 gegründete Gut Paulinenwäldchen, das weit mehr als ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Bioland-Zertifizierung ist. Heute gehören drei Betriebsstätten zum Unternehmen, es gibt rund 100 Rinder – 30 Mutterkühe und 70 Jungtiere. „Die Schweine halten wir nur aus pädagogischen Gründen, damit die Besucher sehen, wie die Tiere artgerecht leben“, sagt Gauchel und spricht damit einen wichtigen Faktor an – die Aufklärungsarbeit zu Bio-Landwirtschaft und dem Umgang mit Lebensmitteln, Ressourcen und Energie im Allgemeinen. Zum Gut gehört neben dem Hofladen samt Bio-Kistenversand auch die Bio-Bildung. Im Oktober wird beim – restlos ausgebuchten – „Türöffner-Tag“ die Maus vorbeischauen, Angebote wie den „Bauernhofclub mini“ gibt es ganzjährig für Kitas und Schulen ebenso wie Hofbesichtigungen für Familien mit Kindern und Erwachsene. Neben den Rindern, die auf verschiedenen Weiden stehen, und den Schweinen, die bräsig im Schlamm liegen, verfügt Gut Paulinenwäldchen noch über ein ausgedehntes Hühnergelände. Das Angebot „Ein Huhn für Dich!“ ist ebenfalls ein Erfolgsmodell: Gegen eine monatliche Gebühr erhält man nicht nur die Eier, die das „persönliche“ Huhn legt, sondern ermöglicht auch die Aufzucht des Bruderhahns und erhält am Ende des Jahres noch ein Suppenhuhn. Da es mehr Interessenten als Hühner gibt, wird ausgelost – das Bewerbungsverfahren für die nächste Runde läuft bis Ende Januar. Die Rassen „Coffee“ und „Cream“ gehören zu den sogenannten Zweinutzungsrassen, bereits bei der Zucht wird im Gegensatz zu den normalen Legehybriden ein Kompromiss zwischen Legeleistung der Hennen (ca. 230 Eier/Jahr) und Masttauglichkeit der Hähne (Schlachtgewicht 1,4 bis 1,6 kg) geschaffen. Der respektvolle Umgang mit Tier, Boden und Pflanze ist für Volker Gauchel und sein rund 30-köpfiges Landwirtschafts-Team selbstverständlich: „Seit ich hier wirtschafte, ist Bio im Auftrieb. Während Corona ging es durch die Decke, jetzt ist es ungefähr so wie vor der Pandemie und der Trend geht weiter nach oben. Auch wenn die Leute jetzt sparen, ist das nicht der Tod der Bio-Welle. Es ist halt gleichermaßen eine Kopfsache wie Herzensangelegenheit.“ Die aktuelle Krisensituation mache deutlich, dass nicht immer alles verfügbar sei. Auch wenn „die Schraube überdreht ist“, sei laut Gauchel der Biobetrieb unabhängiger vom globalen Handel, da lokal und regional agiert werde und Energieautonomie und Nachhaltigkeit eine Selbstverständlichkeit seien. Beim Obst- und Gemüseanbau gelangen viele Erzeugnisse gar nicht erst in den Handel, auch hier leistet Gut Paulinenwäldchen Überzeugungsarbeit: In den Bio-Kisten werden dieses Jahr auch Gemüsearten angeboten, die durch die Trockenheit des Sommers nicht optimal entwickelt waren, beispielsweise Fenchel und Brokkoli. Sie seien aber ebenso in der Küche verwendbar wie krumme Möhren oder Kürbisse mit Schalenflecken, betont der Landwirt, der auf insgesamt 25 Hektar Gemüse anbaut: „Krumme Möhren oder Kartoffeln sind scheiße zu schälen, schmecken aber genauso gut.“ Der Anbau von Kürbis gehört, ebenso wie die mehr als 10 Kartoffelsorten, zu den Spezialitäten des Hofs: Auf 15 Hektar wachsen pro Hektar rund 20.000 Exemplare verschiedener Sorten, wobei neben Spaghetti-, Butternut- und Muskatkürbis der Hokkaido die populärste Sorte ist und 95 Prozent des Ertrags ausmacht. „Diese Mengen werden natürlich nicht nur per Bio-Kiste und im Hofladen verkauft, die meisten gehen in den Bio-Handel. Der Anbau ist einfach, die Lagerung hingegen anspruchsvoll, damit die Kürbisse bis März verkauft werden können“, erklärt Gauchel. Für ihn sei die leckerste Zubereitung ein im Ofen gegarter Kürbis, nur mit ein bisschen Oliven- oder Knoblauchöl gewürzt. Jeder Bio-Kiste liegt ein Rezeptvorschlag bei, auf der Website findet sich auch ein Rezeptarchiv. Gut Paulinenwäldchen – Biohof Gauchel
Special: Bio-Kiste für Studis („BioBag“), Ferien-Spendenaktion für Bio-Kisten
Zum Blauen Stein 26-34, 52070 Aachen
Hier geht es zur Website des Biohofs Gauchel
Bio-Kisten
(Auswahl)
Gut Hebscheid – Via Aachen
Grüne Eiche 45, 52076 Aachen | Viktoriaallee 2, 52066 Aachen | Marktplatz 18, 52078 Aachen-Brand
Hier gibt es weitere Informationen zum Bio-Lieferservice
Bio-Liese
Special: KochLiese – Gerichte aus Rezeptdatenbank aussuchen, Zutaten und Kochanleitung werden geliefert.
Rottstraße 23, 52068 Aachen
Hier geht es zur Website von Bio-Liese
Biolandhof Gerden
Special: Stand auf dem Dürener Wochenmarkt (Di, Do, Sa).
Binsfelderstr. 301, 52351 Düren
Hier geht es zur Website des Biolandhofs Gerden
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