Von Richard Mariaux
Viele Vorschläge und Ideen sind in den letzten Wochen aus den politischen Parteien und von den betroffenen Künstlern gekommen. Wie kann behutsam wieder der Kulturbetrieb hochgefahren werden? Wo die Möglichkeiten für DJ-Parties mit Publikum wohl immer noch in weiter Ferne liegen, scheinen Konzerte in eng gesetztem Rahmen wieder möglich.
Ob sie die ersten waren, die mit ihrer Kritik nicht hinter dem Berg hielten, aber es zumindest breitenwirksam öffentlich machen? Die Aachener Band Lagerfeuer-Trio bekam mit ihrem Offenen Brief an den OB nicht zuletzt durch die die Thematik aufgreifende Tagespresse die nötige Aufmerksamkeit. Nachdem der Aachener Oberbürgermeister Philipp ein dezentrales Konzept eines „September Special Extra“ mit Buden und Karussell aber der Absage jeglicher Live-Musik angekündigt hatte, schlug das Trio eine andere Vorgehensweise vor. Sogenannte „Picknick-Konzerte“ mit Sicherheitsabstand unter Aufsicht von Mitarbeitern des städtischen Ordnungsamtes. Ein Beispiel, welches die Band bereits spontan im Frankenberger Park, dokumentiert durch ein Youtube-Video, durchgezogen hatte.
Dieser Brief wurde Anfang Juni veröffentlicht und seitdem ist viel passiert. Auch befeuert von der anstehenden Kommunalwahl im Herbst überschlagen sich die Kulturvertreter der Politik mit Vorschlägen. Es geht um gezielte finanzielle Hilfen für die Aachener Kulturszene, wie es auch an Vorschlägen, wie man Konzerte in kleinerem Rahmen möglich machen kann, nicht mangelt. Ein Favorit ist der Kennedypark mit seiner kleinen Bühne, aber auch der Bendplatz, das ALRV-Gelände und weitere Parks in Aachen sind im Gespräch. Die Burg Wilhelmstein beginnt Ende Juli eine abgespeckte, corona-bedingte Reihe aus Comedy, Musik, Open Air-Kino und Theater (siehe Seite 15) und auch vier Konzerte des „Kulturfestival?X der Städteregion“ werden im Herbst/Winter nachgeholt (siehe Kasten rechts). Das natürlich unter der Einschränkung, dass zurzeit nicht bewertet werden kann, ob und unter welchen Schutzmaßnahmen die Veranstaltungen stattfinden können. Die genauen Regeln ob, mit welcher Besucherzahl und unter welchen Schutzmaßnahmen das alles stattfinden kann, wird von den Veranstaltern zu einem späteren Zeitpunkt mitgeteilt.
Und wie gestaltet sich der Festival-Sommer 2020? Hunderte Musikfestivals in Europa sind abgesagt. Allerorten starteten Versuche zumindest im Netz Präsenz zu zeigen. Das Moerser Jazzfestival suchte sein Publikum über Pfingsten aus einer menschenleeren Konzerthalle im Stream. TV-Sender wie der WDR und ARTE machten es mit möglich.
Gänzlich neue Wege versucht das belgische Techno-Spektakel „Tomorrowland“. Geplant ist für den 25. und 26. Juli ein zwei-tägiges, interaktives 3D-Festival, welches innovativste Technologie aus den Bereichen Gaming, 3D-Design, Videoproduktion und Special Effects zu einer Weltpremiere verbinden soll: „Tomorrowland Around The World, das digitale Festival“. Das Festivalgelände wird aus einer 3D-Umgebung bestehen. Ein Tagesticket kostet 12,50 Euro, ein Wochenendticket 20 Euro inklusive Zugriff auf Video-on-Demand Inhalte. Geklotzt wird auch beim Künstler-Billing: Armin van Buuren, David Guetta, Dimitri Vegas & Like Mike, Paul Kalkbrenner, Steve Aoki, Tiësto und viele mehr.
Als Charity-Veranstaltung kommt das von 130 deutschen Festivalveranstaltern unterstützte bzw. initiierte „Festival für Festivals“ daher. Renommierte Festivals wie das MS Dockville, c/o pop, das Immergut-Festival, Juicy Beats und auch das Erkelenzer Elektro-Event „Electrisize“ sind mit dabei. „Festival für Festivals“ (21. bis 23. August) ist ein bundesweites, online und auf Balkonen oder in eigenen Gärten stattfindendes Event mit einem bunten Programm aus Talks, Konzert-Streams und Challenges, das den Festivalspirit nach Hause bringen soll und dadurch Mittel zur Sicherung der Festivalkultur generiert. Entscheidend dafür ist der Erwerb einer Box zum „Festival für Festivals“. Wahlweise kann man mit dem Kauf sein Lieblingsfestival oder einen Festivalfonds unterstützen. Die 35 Euro teure Box enthält unter anderem das Festival-Bändchen, ein fair produziertes Festivalshirt, das aufwändig gestaltete Festivalmagazin und viele Gimmicks, um das Festivalfeeling in der eigenen Wohnung zu simulieren. \
KulturfestivalX
2.10.
Ulrike Haage
Würselen, Altes Rathaus
24.10.
The Trouble Notes
Eschweiler, Talbahnhof
6.11.
Sophia Kennedy
Stolberg, Kulturzentrum Frankental
19.12.
Brandt Brauer
Frick & Ensemble
Aachen, Hauptgebäude der RWTH
Alle Konzerte sind bereits ausverkauft. Beginn jeweils
20 Uhr. \
Website "Festival für Festivals"
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