Freitagmittag auf dem Hof vor dem Ludwig Forum. Wir sitzen unter dem Ballerina Clown von Jonathan Borofsky. Rick Opgenoorth blickt über den Platz und imaginiert eine der zwei Hauptbühnen. Diese werden Anfang August auf dem Gelände des „Kimiko – Isle of Art“ den Schauplatz des Festivalgeschehens bilden. Opgenoorth ist mit Partner Jens Michel Veranstalter der Kimiko-Festivals, die zwei Jahre vor Corona auch einen studentischen Ableger auf dem Campus Melaten erhielten. Aber begonnen hat alles hier auf dem Hof und im Park des Aachener Ludwig Forums. Eine Win-Win-Situation für Museum und Veranstalter. Unser Gespräch kommt schnell auf die Änderungen und Verschiebungen als Auswirkungen der Pandemie, die auch den hiesigen Festivalsommer verändern. Welche Künstler und Bands bucht man? Wie stark hat ihre Zugkraft gelitten? Fragen, die das Booking eines jeden Festivalveranstalters bestimmen. Rick Opgenoorth: „Überwiegend mache ich das Booking selber. Ich habe aber zwei, drei Leute für verschiedene Musikrichtungen, mit denen ich mich austausche. Mit Jens bespreche ich das alles komplett hin und her. Und am Ende haben wir meist eine gute und reflektierte Auswahl getroffen“. Er lacht. „Der Weg dahin ist allerdings viel Arbeit. Man muss sich viele Stunden durch unterschiedliche Musik hören. Und wegen der Pandemie war es zusätzlich schwierig, weil man wenig Referenzen, wie zum Beispiel die Anzahl der Besucher, von den Clubtouren und Tourneen aus dem Herbst und Winter hatte. Da muss man dann gut abwägen: Wie ist das preisliche Gefüge, also die Gagen, einzuschätzen? Das ist ja kein kleines Risiko. Und dann muss man auch den Zeitgeist im Hinterkopf haben. Insgesamt summiert sich alles auf zwei bis drei Monate Planungszeit für so ein Festival wie das Kimiko.“ Das Angebot an spielwilligen Bands ist jetzt auf jeden Fall größer als normalerweise im Sommer. Viele Bands holen momentan ihre verschobenen Clubtourneen aus den letzten zwei Jahren nach. „Dadurch kann man schon auf ein großes Portfolio zurückgreifen. Aber es ist auch total wichtig, dass die Künstler bereits unterwegs sind, weil man sonst noch viel mehr zahlen müsste – zum Beispiel, wenn die Bands sich extra einen Nightliner (Tourneereisebus mit Betten, Anm. d. Red.) mieten und die Technik herankarren müssen. Das ist ein wichtiger Bestandteil des Bookings, zu verfolgen, wer wann wo genau ist“, erklärt Rick Opgenoorth. Fachkräfte sind rar Ist das Angebot an Künstlerinnen und Künstlern in diesem Sommer überdurchschnittlich hoch, sieht es auf der Seite der Fachkräfte für Logistik, Technik und Gastronomie andersherum aus. Viele Unternehmen aus der Veranstaltungsbranche sind in den letzten zwei Jahren in die Knie gegangen, haben Konkurs angemeldet oder sind direkt komplett in eine andere Branche gewechselt. „Es ist alles teurer geworden, angefangen bei den Dixie-Toiletten, die sich preislich verdoppelt haben. Nach neuesten Vorschriften muss jedes Klo aus Hygienegründen jetzt ein extra Waschbecken vorweisen. Die Security-Dienstleister berechnen tarifliche Nacht- und Wochenendzuschläge, und die Preisaufschläge in der Gastronomie schlagen natürlich auch auf einem Festival zu Buche.“ Glück hatten die Kimiko-Macher bei der Suche nach Personal für ihr Orga-Team. Da ist man auf einem Festival manchmal wie eine große Familie, und viele Menschen wie beispielsweise Käthe – sehr erfahren und verantwortlich für das leibliche Wohl der Bands – sind wieder mit an Bord. Wie fast überall hakt es besonders im Durchlauf der Lieferketten. Oft fehlen einfach nur die entsprechenden Fahrer, die mit ihren LKW Getränke, Zeltplanen, Absperrgitter oder Ähnliches aufs Gelände bringen sollen. Aufgebaut wird drei Tage vor Festivalbeginn. Zuerst werden die Strom- und Wasseranschlüsse gelegt, die großen Bühnen aufgebaut, die anschließend auch noch auf ihre bauliche Sicherheit hin abgenommen werden müssen. Der Abbau beginnt direkt nach dem Festival in der Nacht vom Sonntag auf Montag und wird zwei Tage in Anspruch nehmen. Bei unserem Gespräch sind es nur noch drei Wochen bis zum Festival, das am Wochenende vom 5. bis 7. August im Park stattfindet. In diesem Jahr sind die Macher in ihrer Planung deutlich später dran als in früheren Jahren. „Das hat organisatorische Gründe, behördliche Auflagen, die wir noch zu erfüllen hatten; Wir waren etwas unsicher hatten eine Zeit lang keine Planungssicherheit. Doch jetzt, drei Wochen vor der Veranstaltung, schließe ich das Booking ab, was normalerweise etwas früher geschieht.“ An diesem Tag wartet Rick auf den Rückruf einer Agentur, die Keziah Jones aufs Kimiko bringen soll. Was klappen wird. „Die letzten drei Wochen konzentrieren wir uns auf die Werbung und die atmosphärischen Dinge, die das Festival noch braucht, damit es für alle zu einem schönen Wochenende wird.“
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