Das Kimiko-Festival „Isle of Campus“ auf dem Campus Melaten ist mittlerweile Tradition. Die zahlreichen Aachener Studierenden haben mit der Vielfalt an Popmusik hier nicht nur einen Ort gefunden um ihr Fantum auszuleben und Spaß und Entgrenzung zu erfahren. Gleichzeitig findet man auch ein Festival im Festival vor. Hier geschieht Wissenskommunikation im weitesten Sinne: Unter dem Motto „Celebrating the Culture of Tomorrow“ wird mit einem „Science, Tech & Arts Square“ der Blick geweitet.
Aber zuallererst einmal: Wo und was spielt die Musik? Drei Top-Acts sind für das Wochenende vom 9. bis 11. Juni gesetzt: Querbeat, Schmyt und Bilderbuch.
Die 13-köpfige Bigband Querbeat war bereits 2019 beim Kimiko zu Gast. Eine Kapelle, die schnell die Stimmung hochschraubt und mit ihren fetten Bläsersätzen und dem Bigbeat das Publikum in einen rauschverzückten Tanzmob verwandelt. Am Freitag um viertel vor zehn auf der Mainstage.
Schmyt hat gerade eine ausverkaufte Tournee hinter sich. Als Julian Paul Schmit aka Triebwerk 1 war er Mitglied in der Space-HipHop-Pop-Formation Rakede. Nahtlos ging’s als Soloartist weiter. Obwohl er mit RUIN, Megaloh und vor allem Bazzazian – der Produzent von Haftbefehl produzierte auch einige seiner Titel – arbeitete, gilt Schmyt eher als Balladensänger/Singer-Songwriter neueren Typs, der Pop und HipHop gleichzeitig denkt. Vorbilder wie Frank Ocean und James Blake passen da ins künstlerische Portfolio.
Bilderbuch verkörpern perfekt diesen speziellen österreichischen Charme, zumal ihre Sprache bildreich ist und voller hintergründigem Witz steckt. Eine kultivierte Grandezza, die der Pop-Großvater Falco aus dem Alpenland schon damals mit seiner Ausstrahlung perfektioniert hatte. Veranstalter Rick Opgenoorth ist stolz auf die Verpflichtung der Bilderbuben: „Ob es einfach war? Die haben sich bei uns gemeldet. Aber wir wissen aktuell leider noch nicht, wie deren Technical Rider aussieht“ (lacht).
Auch die zweite Reihe des Festival-Billings kann sich sehen lassen!
Kid Simius & Bonaparte, Blond und Mavi Phoenix sind in ihrem jeweiligen Genre erfolgreich. Kid Simius, Klänge- und Beat-Lieferant für Marteria/Marsimoto ist seit langem als eigene Marke unterwegs – seine dritte Verpflichtung beim Kimiko setzt hier auf Kontinuität. Neu ist seine Kooperation mit Bonaparte, Pseudonym des in Berlin lebenden Schweizer Electro-Punkkünstlers Tobias Jundt, der in seinem Projekt Bonaparte dafür bekannt war, einen großen Trash-Zirkus mit Sound-Feuerwerk auf der Bühne loszutreten. Es wird heftig!
Alte Bekannte auf dem Kimiko sind Blond – die sich als Schwestern Nina und Lotta Kummer aus Chemnitz mit ihrer Band längst von ihren beiden Kraftklub-Brüdern emanzipiert haben. Mit ihrem Sandkastenfreund Johann Bonitz stehen Blond vom Sound her eher in der Tradition von B-52’s, Francoise Cactus (Stereo Total) oder Schnipo Schranke.
Mavis Phoenix versucht auf seinem neuen, dritten Album „Biggest Asshole in The Room“ Selbstkritik am eigenen Verhalten zu üben. Das Magazin „Musik Express“ freut’s und sieht einen „Big Safe Space für die Uncoolen, gebaut aus Bedroom-Hiphop, 90s-R’n’B und Selbstironie.“
Sucht man eine große Klammer für die vielen Acts des Festivals, stößt man oft auf den Einsatz von Autotune-Sounds, Hyper- und 80s Pop, Elektro- mit Discoelementen, Trap & Rap, Wohlfühl-Pop -unter fast völligem Verzicht auf Rock. Zwei Ausnahmen gibt’s: das Duo La Jungle, das mit Gitarre, Loops, Sequenzer und Schlagzeuger einen wilden Ritt durch die Genres (Doom-)Metal, Krautrock und Noise absolviert sowie die Aachener Band The Bloodstrings, die Pop-Punk mit Hardcore und etwas Psychobilly mit einer politischen Message zu einer stringenten Melange mischt.
DJ-Sets auf der großen Bühne haben die Aachener Chris Brid, DJ Coma (im letzten Kimiko-Jahr der Abräumer im Team mit Sticky Dojah), Lea Lang aka Sweet6teen, Tunc sowie die (Disco-/Classic-, Vocal-French-) House-Veteranen von uplifting. $ono$ Cliq, Grundrauschen, After Cooking, Livgloss vervollständigen die Vertreter*innen der hiesigen Clubszene. Und Final Virus, die Band um Ausnahmebassist Peter Sonntag, zeigt dem Publikum erneut, was sich alles so zwischen Jazz und Rock kreativ entfalten lässt. / Richard Mariaux
9.-11.6.
„Kimiko – Isle of Campus“
RWTH Campus Melaten
Info
Auf dem Science, Tech & Arts Square finden Panels und Talks statt. Unternehmen wie Lufthansa, BASF, Commerzbank, Ferchau, Inform stellen sich vor. Initiativen stehen für die drängenden Themen Nachhaltigkeit, Mobilität und Transformation. Vorträge und Workshops finden auf dem eigens geschaffenen Square in Zelten statt.
Ein Food Market sorgt für Speisen und Getränke. Tickets sollten vorher besorgt werden. Das Gelände hat eine begrenzte Kapazität von 5.000 Besuchern. Es gibt (ermäßigte – Studis, Azubis, Schüler) Tages- und Festivaltickets online oder im Vorverkauf beim Studierendenwerk Aachen, der Bar Cantona, Maier-Peveling’s, Cafe & Bar zuhause.
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