2019 richtete ihm die Gesellschaft für zeitgenössische Musik (GZM) eine Feier zu seinem 70. Geburtstag in der Aachener Klangbrücke aus. Aktuell erweist ihm der Musikbunker die Ehre: Paul Lovens gibt sein Jubiläumskonzert zum 75. am 8. September im Musikbunker. Dies ist konsequent, da sich der Musikbunker seit Jahren vermehrt auch mit hochkarätigen Jazzveranstaltungen einen Namen gemacht hat.
Paul Lovens, 1949 in Aachen geboren, begann als Autodidakt mit Tanzmusik, spielte Dixieland und kam so zum Jazz. Was die wenigsten wissen: 1968/69 spielte er in der Vorläuferband von Kraftwerk – genannt Organisation – mit Florian Schneider, Ralf Hütter und Eberhard Kranemann.
„Paul Lovens gilt als Mitbegründer der europäischen Improvisationsmusik, die sich seit den 1960er Jahren als europäische Antwort auf den amerikanischen Free Jazz entwickelt hat und inzwischen die engen Grenzen des Jazzbezugs längst hinter sich gelassen hat“, heißt es in einer oft zitierten Ankündigung seiner Konzerte.
Seit 1970 gehörte er zum Stamm des Globe Unity Orchestra, spielte im Trio mit den Free-Jazz-Größen, dem Pianisten Alexander von Schlippenbach und dem Saxophonisten Evan Parker. Doch Lovens blickte stets weit über den Tellerrand. Sein Anliegen war das Zusammenspiel mit vielen relevanten Musikern der europäischen Musikszene. Hinzu kamen US-amerikanische Größen wie der Pianist Cecil Taylor, der Bassist Dave Holland, Eugene Chadbourne und die Sängerin und Komponistin Shelley Hirsch aus dem Umfeld von John Zorn.
Im Interview mit Michael Rüsenberg für die GEMA-Mitgliederzeitschrift äußerte sich Lovens 2019 eher wortkarg zum Begriff „Freie Improvisation“: „Diese Art der Musik heißt nach seinen Worten so, weil dort nicht zu einem musikalischen Material improvisiert wird oder darüber: davon ist sie frei. … Ein Ton wird gespielt, ein zweiter und dritter, und schon zeigt sich eine Richtung.“ 2019 wurde ihm der mit 15.000 Euro dotierte „Albert-Mangelsdorff-Preis“ (ehemals Deutscher Jazzpreis) verliehen.
Zum musikalischen Verständnis von Paul Lovens gehört, dass er konsequent seine musikalischen Partner wechselt. Den Auftritt zum 75. begleiten der Komponist und Klangkünstler Ignaz Schick (Saxophon, Plattenspieler, Objekte, Loops etc.) sowie der australische Jazz- und Improvisationsmusiker Clayton Thomas (Kontrabass), der in Sydney als Gründer des 30-köpfigen Ensembles The Splinter Orchestra sowie des NOW now Festivals agierte. Mit Schick und Thomas veröffentlichte Lovens im Trio auch 2020 das Album „Meeting The Past“. Das Konzert ist bestuhlt. /Richard Mariaux
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