Es war ein harter Winter, der auch die Burg in Mitleidenschaft zog. Das Zeltdach stürzte ein und es bedurfte einige Zeit, bis die politischen Mühlen in Würselen langsam doch zur Entscheidung kamen, das teure Dach rechtzeitig zur Saisoneröffnung wieder aufbauen zu lassen.
Mittlerweile nimmt das diesjährige Sommerprogramm auf einem der schönsten Open Air-Plätze der Euregio Gestalt an. Nach der traditionellen Saisoneröffnung mit der „Blind Date“-Benefiz-Veranstaltung der „Aachener Zeitung“ Ende Mai startet man am 14. Juni mit der US-amerikanischen Band The Hooters. Wer den aktuellen Sound aus Folkrock, Rock und Ska der seit 1980 bestehenden Band hören will, ist mit dem Album „Both Sides Live“ von 2008 gut beraten.
Eine erste große Überraschung ist die Verpflichtung der amerikanischen Jazz-Fusion-Funk-Band Soulbop. Kein besonders origineller Name, aber dahinter stecken Ex-Miles Davis Saxophonist Bill Evans und der Trompeter Randy Brecker, die bereits 2004 eine Doppel-Live-CD mit den Kollegen Hiram Bullock, David Kikoski, Victor Bailey und Steve Smith einspielten. 2011 haben Evans/Brecker sich des wunderbaren Trios Medeski, Martin & Wood als erweiterter Tourband bemächtigt, die weit mehr als ein reines Jazztrio darstellt. MMW fühlen sich eher in Rockclubs zuhause oder spielen direkt in New Yorker Avantgardestätten wie der Knitting Factory. Jazzaffin ist das Trio aber trotzdem. Immerhin haben sie 2006 ein Album mit dem Jazzgitarristen John Scofield herausgebracht. Der 11.7. ist also ein dem Jazz, Funk und Swing gepriesener Pflichttermin.
2007 sorgte eine nahezu unbekannte New Yorker Band für einen der unbestrittenen Höhepunkte der Konzertsaison. Die paar hundert Neugierigen im Publikum fühlten sich auserwählt, berufen und bekehrt, verwandelten mit der achtköpfigen Band die Burg in ein Tollhaus. Hazmat Modine (Foto) rollen die Weltmusik mit den Mitteln des Blues und Swing-Jazz von hinten auf – eine Session im indonesischen Regenwald gehört da praktisch zum gesucht-gefunden, guten Ton. Ihr neues Album „Cicada“ hebt die Musik nochmals eine Stufe höher, und zu den mitwirkenden Gästen gehören das Kronos Quartet wie die Sängerin Natalie Merchant. Übrigens gibt es auf der 3D-Film-Hommage „Pina“ von Wim Wenders ein Tanzstück nach der Musik von Hazmat Modine. Aber das ist nur ein toller Film, also Konserve. Live hört sich das am 19.7. schon unerhört anders an!
Eine Kurzvorstellung weiterer Gruppen/Künstler wie Erdmöbel, Steve Lukather, Staff Benda Bilili und einem besonderen Konzert von Manfred Leuchter gibt es in der Mai-Ausgabe.
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