Umpf umpf umpf – da rappelt der Karton – äh, die altehrwürdige Eissporthalle. HP Baxxter und seine Horden sind in der Stadt. Und eigentlich sollte man das hier alles in Großbuchstaben mit verboten vielen Ausrufezeichen durch die Flüstertüte brüllen. Um dem 300sten Spartaner Gerard Butler das Wort im Mund zu verdrehen: „THIS – IS – SCOO-TERRR!!!!!“
Wie konnte es so weit kommen? Liegt’s an der Strahlenkonzentration in Großraumdiscos? Ist es diese charmant schamlose Hoppla-jetzt-kommen-wir-Haltung? Oder gibt’s doch unterschwellige Geheimbotschaften in der extrem verbratzten Baller-Lichtshow? Die Scooterlogie, eine anerkannte Wissenschaftsform, ist sich uneins.
Es begann mit „Hyper Hyper“. Einem kreuzkomischen Treppenwitz im Fahrwasser der 1993er Loveparade. Doch zum One-Hit-Wonder gesellte sich ein zweites. Und ein drittes. Eine Anomalie? Langsam aber unheimlich mutierten Scooter zum massiven Spaß-Panzerkreuzer oberster Kajüte (hier Transformers-Sound-Effekt einfügen). Dreißig Millionen verkaufte Tonträger und zwanzig Top Ten-Hits in zwei Jahrzehnten können nicht lügen. Unumstößlich bewiesen ist: Scooter sind die Supernasen des Rummeltechno. Knallharte, schmerzfreie Fun-Maschinen der dritten Art. Kritik und Zeitgeist perlen von ihnen ab wie katholische Butter von einem Vampir-Flammenwerfer. Gehören sie in die Meister-Reihe der größten Dichter und Denker Deutschlands: Scorpions, Dieter Bohlen, Sir Otto Waalkes, Werner von Brösel, Doktor Mario Barth? Oder haben sie mit Zeilen wie „Love, peace and unity – Siberia the place to be” den Hades der Transzendenz überschritten?
Immerhin, ihre fassunglose Langlebigkeit bescherte der Welt meta-prominente Scooterianer. Ralf Moeller, der drittbeste „Conan der Barbar”-Realfilmdarsteller bis Ende des Maya-Kalenders, übernahm ohne sichtbare Not eine Tanzrolle im Video zu „Maria
(I like it loud)“. Es kursieren ungefälschte Ton- und Bilddokumente vom Zusammentreffen von Scooter mit Jan Delay und Helge Schneider. Auf Hochkultur-Festivals werden Baxxters sagenhafte Balla-Balla-Texte ins deutsche Versmaß überführt. Dadaismus? Irrsinn? Kokolores? Die Grenzen sind fließend. Und Scooter kennen keine Grenzen. Ob Vicky Leandros oder Hardcore. Ob KC And The Sunshine Band oder Eishockey. Alles wird assimiliert. Eingebaxxtert. Scooter haben sich freundliche Zurkenntnisnahmen wie „Poesie der Stupidität“ in der „Süddeutschen Zeitung” hart erarbeitet. Genau wie die Querverweise zu KLF und Lady Gaga; den Wink-Wink-Nudge-Nudge-Orden für die frechste Massenfertigung peinlicher Lieblingsstücke und die goldene Rammstein-Bratwurst für ein konsequentes Lotter-Leben in der Hass/Liebe-Kombüse. Scooter. Unkaputtbare Haudrauf-Neo-Klassik. Aus garantiert unabbaubarem, quietschbunten Hartplastik.
Muss man hin? Nö. Wird’s lustig? Bestimmt.* /// Mark Sikora
* Eigene Wahrnehmung kann abweichen.
Mark Sikora schrieb für Spex und war Chef der Viva-Zwei-Spitzen-Shows WahWah und Zwobot. Zur Zeit arbeitet er an einem Roboter aus purem Gold.
23.3.
Scooter
20 Uhr, Tivoli-Eissporthalle, Aachen
anschließend:
Aftershow Party
Café Madrid
Karten gibt es bei KlenkesTicket.
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