Ausgerechnet die älteren Herren von Family*5 aus Düsseldorf reißen uns mit ihrem Soul-Punk weiterhin bedingungslos aus der Lethargie. Ihre nie erschlaffte Wut macht deutlich, dass hier noch einige äußerst relevante Dringlichkeiten auszudiskutieren sind.
Die Band, 1981 als ironisches Statement gegen die aufkommende Welle der Funk- und Salsamusik ins Leben gerufen, hat sich nach diversen Pausen mit dem 2016er-Album „Was zählt“ wieder als kritische Stimme im gesellschaftlichen Diskurs zurückgemeldet. Dass dies keinen kurzen Wutausbruch, sondern eine längerfristige Rückkehr darstellt, beweist auch das vor kurzem erschienene Album „Ein Leben in Flaschen“, erneut produziert von Ekki Maas (Erdmöbel, Peter Licht).
Die Veröffentlichung strotzt vor aggressiven Gitarren, aufgeweckten Bläsersätzen und fantastisch-galligen Texten von Peter Hein, die gleichermaßen zum Mitgrölen wie zum Nachdenken animieren: „Fast ein Viertel vom Land spielt noch mit Förmchen im Sand. Aber spiel bloß nicht mit den anderen, sonst gibt’s was auf die Hand!“ („Lass mich in Ruh“), oder „Von welchen Investoren wird das Rathaus demoliert, damit am Ende der Terror die Kita regiert?“ („Okay über bequem“).
Neben Hein (der auch mit seiner anderen Band Fehlfarben eine gelungene Reunion hingelegt hat) sind natürlich auch die Gründungsmitglieder Xaõ Seffcheque (Gitarre, Klavier) und Markus Türk (Trompete, Posaune) mit dabei. Ferdi Mackenthun (Bass), Martin Graeber (Saxofon, Klarinette) und Simon Heinen (Schlagzeug) sind weitere aktuelle und längst vollständig integrierte Familienmitglieder.
Seit jeher ist es vor allem Peter Heins sprachlich-pralles Mitteilungsbedürfnis, das den präzise-groovenden Sound der Band durch jede zu schnell genommene Kurve zieht. Aber gerade die Mischung aus textlicher Bedeutsamkeit und musikalischem Rausch macht Familiy*5 als Liveband zu einer zuverlässigen Dauerempfehlung. Der bereits erwähnte Soul-Punk mischt sich dabei stets mit Hardcore-Brass, psychedelischen Elementen und schimmerndem Pop zu einem mitreißenden Ganzen, dass zur Not auch ohne absolute Textsicherheit genossen werden kann.
Der Wunsch, dass die punkig-skrupellose Adaption von Kraftwerks „Autobahn“ vom aktuellen Album auch live seine zerstörerische Umsetzung finden möge, wird zwar vielleicht nicht erfüllt werden. Textlich finden sich zwischen beiden Bands mit ähnlich-endloser Laufbahn zumindest in diesem Klassiker durchaus Parallelen. Was Kraftwerk mit ihrem Elektro-Ikonenstatus in die Waagschale werfen, gleichen Family*5 mit ihrem losen Mundwerk locker aus. \ kt
Klenkes präsentiert:
4.11.
Family*5
20 Uhr, Musikbunker
www.mubu.ac
WEITEREMPFEHLEN