Ein Mann, seine Ibanez und eine Loop-Maschine. Nach Jahrzehnten des oftmals überraschenden, aber zuverlässig hochkarätigen Experimentierens mit häufig wechselnden Band-Projekten macht sich der vielseitige US-amerikanische Jazz-Gitarrist John Scofield im besten Rentenalter erstmals „nackig“ und begibt sich mit einem Solo-Programm für E-Gitarre auf Tour.
Okay, es handelt sich vielleicht nicht gerade um eine dieser Nachrichten, die von Judith Rakers oder Claus Kleber frisch vom Teleprompter herunter serviert werden, aber in unserer kleinen, feinen Jazzwelt war doch mehr als ein erstauntes Gemurmel zu vernehmen. Von den wichtigsten Jazz-Gitarristen, deren internationale Karriere in den 1970er Jahren begann – sagen wir: John McLaughlin, Pat Metheny, John Abercrombie und eben John Scofield –, hat Scofield am längsten gezögert, sich einmal ungeschützt vor seinem Publikum zu präsentieren. Tatsächlich kann man sich Scofield, Jahrgang 1951, kaum anders als einen Teamplayer vorstellen!
Nachdem er sich ab Mitte der 1970er Jahre mit Gary Burton, Chet Baker, Gerry Mulligan und Billy Cobham erste Meriten verdient hatte, präsentierte er um 1980 ein beeindruckendes Trio mit dem Bassisten Steve Swallow und dem Schlagzeuger Adam Nussbaum auch in Europa. Anschließend holte ihn Miles Davis in seine Band, wodurch Scofield sein Renommee enorm vergrößern konnte. In den folgenden Jahrzehnten spielte Scofield mit allen Jazzern von Rang und Namen, darunter auch Kollegen wie John Abercrombie, Pat Metheny oder Bill Frisell, aber auch Größen wie Joe Lovano, Charlie Haden oder Jack DeJohnette.
Kurzum: mit seinem unverkennbaren Ton aus „Scofieldismen“ entwickelte sich der wandlungsfähige Instrumentalist zum wohl einflussreichsten Gitarristen seiner Generation. Wobei er sich nie länger festgelegt hat, in welche Richtungen er seine künstlerischen Fühler ausstreckt. Das konnte mal die Jazztradition sein, aber auch Fusion, Jazz-Rock, Gospel oder Funk standen immer wieder auf der Tagesordnung. Zuletzt überraschte Scofield mit dem Album „Country For Old Men“, als er mit einer exquisit besetzten Band seiner Liebe zur Country Music von George Jones, Hank Williams oder Merle Haggard nachspürte. Mit den Mitteln des Jazz und dem Sentiment eines Mittsechzigers. Es ging Scofield damals schon um Wahrhaftigkeit und den eigentümlichen Twang dieser Musik. Beste Voraussetzungen, diesen Spuren auch als Solist zu folgen. Scofield, der sich nicht erinnern kann, jemals ein Solo-Konzert gespielt zu haben, hat sich auf diese Tournee mehr als ein Jahr vorbereitet. Es dürfte nichts weniger als profund werden!
Das Konzert ist komplett bestuhlt. Es besteht freie Platzwahl. \ uk
10.2.
John Scofield
20 Uhr, Musikbunker
WEITEREMPFEHLEN