„Jazz à Liège 2019“ – das wird ein buntes Fest für Ohren und Augen, vielleicht vergleichbar mit der wunderbar vielfältigen belgischen Küche – von „haute cuisine“ bis „Fingerfood“ – alles wird mit hoher Qualität und Lebenslust angeboten.
15 Gruppen beziehungsweise Künstler über vier Nächte vom 16. bis 19. Mai, die wieder tausende Musikfans aus der ganzen Euregio anziehen werden. Unter ihnen große Namen wie der Gitarrist John Scofield, der mit seiner Combo 66 und dem wunderbaren Gerald Clayton an der Hammond Orgel swingt und rockt.
Bis zu noch unbekannten Künstlern, wie der Sängerin Cécile McLorin Salvant, die in der Tradition einer Billy Holliday eine engagiert liberale und weltoffene Kultur vertritt und damit großartige Balladen zu erzeugen vermag. Nun ja, ein Star des Festivals, Kamasi Washington, der legendäre „Mastermind“ hinter den Kulissen von Flying Lotus und Kendrick Lamar, oszilliert so ein wenig zwischen Jesus Christ Superstar und Jazzlegenden wie Coleman und Mingus, ist aber mit kleinem Ensemble immer für Überraschungen gut.
Der Jazzpianist Fred Hersch aus NYC mit seinem Trio ist dagegen jetzt schon eine lebende Legende und genau so ein „must“ wie die jung gebliebenen Veteranen von The Bad Plus, die am 18. Mai zusammen mit dem jungen Schlagzeuger Moses Boyd und seiner Band Exodus aus der Gilles Peterson Talentschmiede in London auftreten werden.
Es sind vielleicht die Paarungen, also die Kombination von zwei oft unterschiedlichen Bands pro Abend, die dieses Festival von anderen abhebt. Diese Paarungen können funktionieren, indem zwei Gruppen kontroversen Stilrichtungen folgen, sie müssen es aber auch nicht. Denn am Ende ist es die Vielfalt des Jazz, als eine sich immer wieder verjüngende Musikgattung, die anregt und überzeugt.
Ein in diesem Sinne besonders spannender Abend verspricht das Doppelkonzert am 16. Mai des Sun Ra Arkestra unter der Leitung des anscheinend unsterblichen Marshall Allen und dem tanzbaren banlieue Nu-Jazz rund um den Tuba-Spieler Theo Cross mit seinem Projekt Fyah aus London zu werden.
Ein weiterer Tipp ist der 18. Mai im Cité Miroir. Hier wird der junge israelische Pianist Shai Maestro auftreten, der die poetisch virtuosen Qualitäten seines Trios gerade auf einer neuen Einspielung auf ECM unter Beweis gestellt hat. Danach spielt das eher skandinavisch von E.S.T. inspirierte Trio Phronesis auf, das zwischen Rock und Jazz changiert.
Stellvertretend für viele, die hier leider aus Platzgründen keine Erwähnung finden können, sei noch auf die amerikanische Sängerin Youn Sun Nah hingewiesen, die sich am 18. Mai im Forum anschicken wird, das „great american songbook“ zwischen Jazz und Pop neu zu interpretieren. Eine mehrere Oktaven umfassende, ausgebildete Stimme, klassische Songs, nur minimal unterstützt von zwei Musikern, eine Ausnahme-Sängerin, die bestimmt in Erinnerung bleiben wird. A bientôt à Liège! \ z’kay
16.-19.5.
„Jazz à Liège“
diverse Uhrzeiten, diverse Orte
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