Seit Juli zeigt das Suermondt die Ausstellung, die in aller Munde und nur noch bis zum 24. Oktober in Aachen zu sehen ist, bis sie weiter Richtung London zieht.
Überköstlich, um es mit Dürer zu sagen, vollfett, um veraltete Jugendsprache zu nutzen. Fetter Katalog (680 Seiten, 39 Euro), fettes Begleitheft (170 Seiten, kostenlos), fette Ausstellung zur Reise Dürers 1520 nach Aachen und in die Niederlande mit 226 hochkarätigen Arbeiten, allein 117 davon von Dürer selbst.
In drei farblich getrennten Bereichen wird die gesamte untere Etage des klimatisch optimierten Suermondt-Ludwig-Museums bespielt. Die Reise Dürers, die Kunstwerke und die Rezeption lauten die Themenfelder, durch die man sich der Reihe nach durch die Räume fädelt, die wunderbar locker bespielt sind, auch mit den heute unumgänglichen medialen Stationen. Hier reihen sich nicht Kabinette aneinander, sondern Durchblicke bieten optische Wechselbeziehungen, ein rundlicher Raum umfängt einen mit Porträts in erhebendem Schummerlicht, das der Akzentuierung und dem Verbleichungsschutz dient. Man sollte sich Zeit nehmen, mindestens die zwei Stunden vom Timeslot, mit dem man die Karten möglichst online buchen kann (6/4 Euro).
Dürer ist und bleibt ein Ausnahmekünstler, der noch die Lichtreflexion im Tränenkanal des Auges malte und eine auf unterschiedliche Menschentypen angepasste und neue vermessene Proportionslehre entwickelte, was weder Zeitgenossen noch Nachfolger bis heute je wieder so genau genommen haben. Ein selbst- und modebewußter Malerfürst mit Medieninszenierung in der Selfiemanier seiner Zeit. In jeder Technik wusste er sich auszudrücken, insbesondere in der heiklen, aber Glanzlichter setzenden Silberstiftzeichnung. Die berühmte vom Aachener Dom ist allerdings mehr an Perspektive als an baugeschichtlicher Detailiertheit interessiert als eine Zeichnung von 1475. Sein Tagebuch ist mehr ein Rechnungsbuch und bietet doch Einsichten in den Alltag, die Reiseerlebnisse. Das Dürerbild, auch das überlieferte, wird hier noch einmal zum Ende der Tätigkeit von Direktor Peter van den Brink staunenswert in Szene gesetzt. \ dito
bis 24.10.
„Dürer war hier. Eine Reise wird Legende“
Suermondt-Ludwig-Museum
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