Von Dirk Tölke
Seit 20 Jahren fördert die promovierte Volkswirtin und Soziologin Nina Mika-Helfmeier als Leiterin der Stabsstelle für Projektentwicklung und Kulturwirtschaft in der Städteregion Aachen mit ihrem Team die Kunst und ihre Präsentation in einem Gebäude des touristisch international besuchten Orts Monschau. Am Anfang steht ein Konzept für ein Atelierhaus mit regionalen Künstlerinnen und Künstlern mit Ausstellungsmöglichkeit. Landesförderungen ermöglichen Sanierungen des als Grundschule, Finanzamt, Asylbewerberheim genutzten und auch leerstehenden Hauses. Andere Atelierhäuser entstehen, und der Fokus verschiebt sich auf das Ausstellungswesen.
2011 verstetigt sich die gelegentlich gezeigte Fotokunst als Hauptfokus und die Anlage einer Sammlung der ausgestellten Fotografen nimmt Formen an. Heute sind es mehrere Hundert Arbeiten. Fördertöpfe und Sponsoren aufzutun und anzusprechen ist die mühevolle Aufgabe im Hintergrund, kuratorische Auswahl und der Kontakt mit Künstlern ist der freudvolle Teil, die Menge an Material mitunter erschlagend, wenn es um Sammlungen und Nachlässe geht, die Logistik von Transport und Versicherung, Anlieferungund Katalogerstellung wiederum lästiger, wobei die internationalen Größen professioneller und bescheidener auftreten als dieregionalen. Kontakte zu Fotografen, Erben, der Fotoagentur Magnum, Galerien und Sammlungen sind durch solide Arbeit an der würdigen Präsentation von Schwarz-Weiß-Fotografien und vergessenen Größen der Mode- oder Reportagefotografie im Wechsel mit bekannteren Stars wie Anton Corbijn(2011) oder Jim Rakete (2012) im Laufe der Jahre entstanden.
Da hat sich Vertrauen entwickelt in ein kleines Haus mit geringem Budget und anfangs ohne eigene Werke, die als Austausch hätten dienen können, und trotzdem finden inzwischen Wander-Ausstellungen statt, die in Paris, New York, Wien und nur hier als Deutschlandpremieren gezeigt werden. Zugleich sollen Projekte mit regionalem Bezug gefördert werden. Schmuggel, Karneval, Westwall, Christo und Monschau wurden präsentiert, zurzeit läuft ein interessanter Film über die Entwicklung der Textilindustrie und die Geschwindigkeit der Webmaschinentechnik. Die 17 Fotografen von Shift-Photohaben sich hier angesiedelt, das erste Fotografie-Festival mit 14 Spielstätten ist erfolgreich durchgeführt worden und soll 2023 wiederholt, und die Artothek soll erweitert werden. „Treffen sollen sich hier Publikum und Künstler, Tradition und Innovation, Heimat und Ferne. So wird es uns noch besser gelingen, Spannung zu erzeugen, Auseinandersetzung anzuregen einen kritischen Dialog mit der Fotografie als Medium zu führen.“ Geplant ist eine weitere Öffnung des Hauses als regionale Bildungsstätte für kunstinteressierte junge Menschen.
Jürgen Klauke war ein herausfordernder Einstieg jenseits von Starfotografie und wurde Ausgangspunkt sozialkritischer Reportagen und Retrospektiven. Dazu kamen Gruppenausstellungen und Entdeckungen. Was hier gezeigt wurde, hatte seinen Niederschlag in Schenkungen und Erwerbungen von Fotos, die nun in einer ersten Tranche von 132 Arbeiten thematisch sortiert gezeigt werden. Das Nachkriegsdeutschland dokumentiert die Zusammenstellung im ersten Stock, die Starfotografie die zweite Etage. Gute Zusammenstellungen zum Stöbern, durchaus zeitübergreifende Highlights. Das Kuk in Monschau wird Standort für Fotokunst, museal und ein Ort für lebendigen Austausch über Fotografie. Wie notwendig in einer Zeit, die noch nie so viele Fotos gekannt hat und in der fast jeder digitale Ausschnitte aus dem Lebensfluss abspeichert wird. Nicht alles davon bleibt sehenswert, das Fotografie-Forum schon. \
Donata Wenders
Als Frau des Filmemachers Wim Wenders hat die Fotografin und Kamera-Assistentin während der Dreharbeiten viele Persönlichkeiten beobachten und fotografieren können. „James Reading – reading James“ zeigt in Film und Fotos exemplarisch diese Auseinandersetzung. Intimer Starkult. Lange begleitete sie auch in Schwarz-Weiß-Fotografien Siri Hustvedt, Pina Bausch, Leike Ikemura, Yõji Yamamoto, Peter Handke und Peter Lindbergh. Unschärfen sind ein von ihr gern eingesetztes Mittel der Einfühlung ohne Imagepflege. \
bis 19.12.
„Allianzen-Collection 20:1“ – 20 Jahre Kuk Donata Wenders
Fotografie-Forum der Städteregion Aachen in Monschau
Webseite Fotografie-Forum Monschau
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