Neonleuchtende, digital erstellte Farbverläufe und psychedelische Muster treffen auf die Natürlichkeit von handgemalten Acrylgemälden. Die Kunst der 30-jährigen taiwanesisch-britischen Künstlerin Francesca Larkin bildet eine Schnittstelle zwischen zwei Welten, der digitalen und der analogen.Wo die eine aufhört und die anderebeginnt,ist bei der Betrachtung ihrer Gemälde und Prints schwer zu sagen.
Zu Beginn der Corona-Pandemie fing die klassisch studierte Malerin an, ihre Gemälde nicht mehr nur mit dem Pinsel auf die Leinwand zu bringen, sondern die Möglichkeiten des digitalen Zeichnens und Collagierens am iPad zu nutzen. Was entsteht, ist eine besondere Ästhetik irgendwo zwischen digitaler Animation und klassischer Malerei.
Die Protagonisten ihrer Bilder, Menschen und Tieren mit ausdrucksstarken Gesichtern kommen einem oft bekannt vor. Besonders wer mit der Welt der Memes, die auf Instagram, TikTok oder Reddit kursieren, vertraut ist, erkennt viele Referenzen.
Das liegt daran, dass die Künstlerin in Ihren Werken die visuelle Sprache der aktuellen Popkultur im Internet verarbeitet.
Auf den ersten Blick sind ihre Bilder den Memes sehr ähnlich. Sie berühren sofort, sie bringen zum Lachen, bevor das Nachdenken einsetzt. Damit verführt die Künstlerin spielerisch zu einer tiefergehenden Reflexion über das, was wir im Internetrezipieren und dessen tiefergehende Betrachtung oft auf der Strecke bleibt.
Ihr Arbeitsprozess beginnt mit einem Selbstexperiment. Bewusst lässt sich die Künstlerin von der digitalen Bilderflut überschwemmen. Memes angucken als Recherche – ein Arbeitsalltag den sich so manch einer vielleicht wünscht. Danach aber geht ihre Auseinandersetzung mit dem Thema erst richtig los. Abschalten und in sich hineinhorchen – welche Eindrücke klingen nach, welche emotionale oder körperliche Reaktion bleibt zurück? „Post digital“ oder „post Internet“, so fasst Larkin Ihren Ansatz selbst in Worte.
„Memes haben eine unglaublich kurze Lebensdauer. Ansehen, Versenden, Vergessen“, gibt Sie zu bedenken. Diesen Kreislauf will Sie durchbrechen und deckt dabei Denkweisen und Haltungen auf, die unter den Trends der digitalen Bildwelt liegen. „Was mich fasziniert, ist die Naivität der Darstellung im Netz“, erklärt sie. Das gilt sowohl für die Bilder selbst als auch für deren Rezeption. Der Unterschied zwischen Meme und Kunst, liegt nicht nur im deutlich höheren Zeitaufwand, der investiert wird, sondern auch in der Rezeption ihrer Werke. „Die Art der Wahrnehmung ist grundverschieden, je nachdem in welchem Kontext ich ein Bild sehe“, erklärt die Künstlerin. Online ist sie nur visuell. Galerien oder Ateliers bieten da eine ganz andere Bühne und geben Raum für eine bewusstere Begegnung.
In ihren Werken versucht die Künstlerin aus diesen schnelllebigen Darstellungen etwas zu erschaffen, das mehr Substanz hat, das zum Innehalten und Nachdenken anregt und zwingt uns so, die fehlende Reflexion über die Bilder, denen wir Tag für Tag im Netz begegnen, aufzuholen. \ lsk
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