Thomas Brenner macht keine Fotos, er inszeniert für die Kamera, er arrangiert szenische Stills. Ihm genügen keine Bretter, die die Welt bedeuten, sondern er nutzt Areale: Flugplätze, Dörfer, Gewächs- und Kaufhäuser, die zwischen Lost Places und Beeindruckungsarchitekturen changieren. Es sind Kulissenorte, die Stille, Überdimensioniertheit und spezialisierten Materialverbrauch signalisieren. Das passt zu den Themenwelten, die Thomas Brenner ins Bild setzt.
Komparsen, Kostüme und Accessoires anonymisieren sich ins Zeichenhafte einer individuellen Symbolik, die zur Drastik und ironischen Umkehrung tendiert. Da wachsen Schutzhelme wie Pilze, wächst Gras in Pistolenform oder wie Tatortsilhouetten. Bandagierte und Schutzanzugsträger nehmen Haltungen ein. Weiß und Grün stehen für Tod, Schwarz und Grau für Leben. Die Grenzen wollen neu bestimmt sein und die Gewöhnung auch an das von Menschen selbst geschaffene Ungemach gestört: Der Krieg, die Waffen, die missbrauchte Macht in alten Symbolen zur Selbstverständlichkeit sublimiert, in doppeltem Sinne Gemeingut. Geschniegelte Machtmenschen, die der Pose nach foltern, exekutieren, verhören, bestrafen, überwachen, Andacht heucheln, sich prostituieren. Die Erben der Unabhängigkeitserklärung fallen einem ein, die sich eine Auszeit vom Völkerrecht genehmigen.
Das Irreale sickert mit maskenhafter Überzeichnung und überstrahlten Spotlights in die Atmosphäre der Bilder. Diese entstehen im Kopf von Thomas Brenner und werden mit Geduld und einfachen Mitteln in Vorplanung und angesichts der Gegebenheiten vor Ort umgesetzt. Verlorenheit und große Gesten durchziehen die imposanten Arrangements. Da ist viel Feinabstimmung nötig. Die simple und doch unerklärliche Bedeutsamkeit, die die Bilder vermitteln, lassen Zweifel an der geläufigen Bedeutsamkeitsbekundung der Bilder aus Werbung und Medien und stiften zugleich kühle Ikonographie und lassen dem Popanz die Luft raus. Schmunzelhaft sinntief. In Herzogenrath ist man von mehreren Serien großformatig dicht umgeben, die aus dunklem Abendlicht eine ganz eigene Atmosphäre bilden. Hier haust der Spaß ebenso wie der Tod. Ganz profan kann diesbezüglich ein Sarg zum Probeliegen genutzt werden. Ob die aufgeladene Symbolik so viel Sachlichkeit verträgt? Da liegt im zwittrig Widersprüchlichen der ganz eigene hinweisende Modus der Welt-Betrachtung von Thomas Brenner.?\?dito
bis 20.2., Thomas Brenner –„Inszenierte Photographie“, Forum Kunst und Kultur Herzogenrath, forum-herzogenrath.eu
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