Abgesehen davon, dass alles entleert und wieder eingeräumt werden musste, laufen im Hintergrund die grundsätzlichen, nicht hinreichend öffentlich bekannten Aufgaben eines Museums ab, das sich nicht nur über Ausstellungen und Besucherzahlen definiert. Eine Bildungsstätte, ein Lernort, ein vorsortiertes Archiv, eine Anregung für sinnliches Erleben, eine Oase der Konzentration.
Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln sind die klassischen Aufgaben, zu denen inzwischen noch Medienarbeit, Werbung und Vermarktung (Museumsshop) hinzugekommen sind. Getragen wird alles von der Neugier, von der Suche nach Erkenntnis, vom Vergnügen, vom Geschichtsbewusstsein. Eigentlich kein elitärer Vorgang, sondern einer, der der Allgemeinheit dient und im Persönlichen wirkt. Im Privaten fängt er an.
Allein wenn man ohne Galerie und Atelier auf dem Dachboden, im Keller oder auf dem Sperrmüll eine Kiste mit Fotos entdeckt, dann sammelt man sie bei Interesse erstmal ein, dann entstaubt man sie und bewahrt sie vor Feuchtigkeit, damit sie erhalten bleibt. Dann forscht man nach, um was oder wen es sich handelt und sortiert, beschriftet das Material. Dann wählt man aus und rahmt einzelne Werke, die man anderen zeigt und wenn sie Fragen stellen, dann vermittelt man sein inzwischen gewonnenes Wissen durch Erklärungen, durch Bilder im Internet und lässt Andere am Fund teilhaben. Vielleicht sollen Kopien gemacht werden und man vermarktet die Arbeiten, verkauft sie gar oder stiftet sie. Galerien, Auktionshäuser und Museen kommen ins Spiel. Aus Privatsammlungen wird öffentlicher Besitz und dort geht man ganz genauso mit den Ankäufen, Stiftungen und Eingängen um und das in Aachen seit 1883, gestört von zwei Kriegen, Verkäufen und Verlusten, Diebstählen und wenig Personal, das die immer nachzuhaltenden Dokumentationsarbeiten, allein das Führen von Inventarlisten und Kennen von Aufbewahrungsorten bewerkstelligen muss, was seine Zeit braucht, wie jede der Aufgaben.
In all diesen Feldern haben sich seit Jahrzehnten neue Erkenntnisse und Standards entwickelt, die kaum in die Schulbildung eindringen. Daher scheint es mir nötig, in monatlicher Folge den Stand der Entwicklungen und die vielen Tätigkeiten sichtbar zu machen, mit denen die Museen und ihre Mitarbeiter den Bestand schützen, die Sammlung voranbringen, den internationalen wissenschaftlichen Austausch verbessern, Erkenntnisse gewinnen und das Museum mit interessanten Ausstellungen bestücken und dabei der Stadt einiges an Geld sparen, das für Ankäufe ohne Sponsoren ohnehin nicht üppig ist und mit den Marktpreisen kaum mithalten kann.
Mit den Preisen und der Ausweitung der Kunstgeschichte haben sich die Sammlungsgebiete verändert. Eine Spezialisierung hat eingesetzt, die mediale Präsenz ist neben die Auseinandersetzung mit den Originalen getreten. Kopien sind selbst ausstellbar geworden. Attraktivität und Qualität von Ausstellungen und Werken sind Teil von Städtekonkurrenz und Tourismus und die Aufenthaltsqualität und Kunst-Versorgung der lokalen Bevölkerung gerät aus dem Blick. Belehrung und Vergnügen war Kunst schon früher, heute kommt Kulturaustausch und Toleranzeinübung hinzu und die schöne Anforderung an die Neugier, bei Kunst vor etwas zu stehen, das man nicht sofort begreift, aber faszinierend finden kann, nicht jeder und jede zu jeder Zeit, aber vielleicht irgendwann mal im Leben, wenn man Resonanz mit dem eigenen Empfinden und Bereicherung erlebt. Davon ist niemand ausgeschlossen, denn mehrfach im Jahr gibt es Gelegenheit zum kostenlosen Besuch. \⇥dito
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