Das hat man nicht so oft: Ein Künstler, der Handwerker und promovierter Kunsthistoriker ist. Der Dürener Oliver Czarnetta ist Steinbildhauergeselle, studierte Philosophie und Kunstgeschichte in Aachen und schloss mit einer Dissertation über die Bildhauerwerkstatt Götting (Rathaus, Dom 19. Jahrhundert) ab. So einer denkt nach, bleibt skeptisch, sucht im Plastischen neue Wege. Das trifft sich als gemeinsamer Nenner im Kopf, den gerade die Neurophysiologie durch Energiedifferenzuntersuchungen zu begreifen versucht. Ganz plastisch ist der Schädel auswendig Formkörper und inwendig voller Gedankengut und Bildweltfragmenten. Wendig hat Oliver Czarnetta seit 2000 die introspektiv zu erfassende und durch Kunst und Sprache nach Aussen tretenden Gedanken in Eins gebracht mit Kopf und Empfinden. Er nutzt Epoxidharz und entwickelt in Schichten Schädeltypen, in die Schriftgut und Objekte eingegossen werden, die anders vom Innenleben einer Person Auskunft geben. Was vordem Physiognomie und Mimik an Charakter zu offenbaren versprach, was in seinen eigenen Anfängen Applikationen an Empfindung auszudrücken vermochten, wird jetzt wie in einem Gedankenterrarium bloßgelegt. Er kann auch anders: In kleinen Objekten tanzen Figürchen im Gießharzblock, während ihnen der Himmel in Form von Betongewölk auf den Kopf zu fallen droht. Hände häufen sich zum Gebärdenturm. Das Formvorbild sprechender Reliquiare wird mit weltlichem Inhalt neu aktiviert. Der Künstler weiß, was er mit Witz zu erneuern sucht. Er krempelt um, was in Material und Historie zeitgemäßer Neuinterpretation bedarf, hat Teil an der „ständigen Suche nach Sinn und Bedeutung“. Und er schafft andere Bildobjekte für Sinnsuche, für Vision, für Kopfgeburten, für Denkgebäude. Die philosophische Sinnvermittlung nimmt hier Dimensionen an. Wovon man nicht reden kann, das soll man zeigen. Das tut Oliver Czarnetta pfiffig und gediegen. \dito
29.10.-5.11.
Eröffnung 28.10., 19 Uhr
Oliver Czarnetta
Zugleich als Virtueller Rundgang (Homepage)
Galerie am Elisengarten
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