Schlaflos ist Hermann-Joseph Mispelbaum (* 1944) wohl inzwischen häufiger und auch dann füllt er das Atelier im Haus seiner Mutter in Übach-Palenberg mit Zeichnungen und seit 2010 mit Plastiken, die aus den zurückgelassenen Haushaltsobjekten ein herbhumoriges Panoptikum schräger Figuren und anspielungsreich montierter Wesen aus Mythologie und Geschichte (Karl der Große), Alltag und Vorstellungskraft machen.
Diesen unheroisch geklitterten kombinatorischen Addi-tionswesen wird mit Gipsschüttungen eine Haut übergezogen, die dann zur leinwandhaften 3D-Oberfläche für eine malerische Behandlung in weiß-grau-Nuancen und gelegentlichen rosa-roten Tönen wird.
Bild- und titelwitzig
Diese informell malerischen Plastiken voll eruptiver Expressivität zeigen eine schroffe, ungekünstelte Direktheit kalkulierter Emotion, die auch seine Zeichnungen aufweisen, die mit der Linie als Material erarbeitet sind. Ausgeschnittene und collagierte Linien in häufig gerahmten bühnenartigen Durchblicken und Szenarien beschäftigen sich bild- und titelwitzig mit dem Befinden der Welt und des Selbst, dem Leid und Schmerz kein unbekanntes Phänomen sind, das aber im Gegensatz zum Vorbild Francis Bacon einen erheiterbaren positiven Weg im Umgang damit findet.
Schund und Geschundenheit der Welt finden zueinander, Bedeutungsminderung und Bedeutungssteigerung laufen parallel und die Skizzenhaftigkeit betont den fortlaufenden Prozess. Die Ergebnisse zeigen ihre Präsenz in der Galerie 45.\ dito
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