Zumindest ergebnisoffen sondiert die Politik 2019-21 freiwerdende Museumsdirektorenposten.
Wie man liest, möchten alle Ratsfraktionen prüfen (lassen), ob eine immer wieder mal erwogene gemeinsame Leitung der Aachener Museen oder ein Eigenbetrieb eine Verbesserung darstellt. Für den überfrachteten Kulturbetrieb oder gegenüber dem Konstrukt Kulturbetrieb? Welche Verbesserung? Personaleinsparpotential im Bereich einer freiwilligen Leistung?
Leichtere Kontrollierbarkeit über einen gehorsameren Ansprechpartner oder sachunkundigen Eventpusherknecht für mehr Besucherzahlen? Höhere Attraktivität für Touristen oder Einheimische? Alte und Neue Kunst trennt Jahrhunderte, Mentalitäten und Community-Welten. Wer soll das sinnvoll vereinen? Schön wäre Respekt sowohl für den Kulturausschuss, wie für Fachkompetenz. Die Kontrolle von Ausgabendisziplin, Formalia und Antragsterminen darf nicht verwechselt werden mit Steuerungsbefugnis und Programmentscheidung. Verantwortung für Steuergelder und Budgets ist gute und notwendige Verantwortlichkeit, aber bei wem liegt die Bewertungskompetenz, ob bestimmte Projekte im jeweiligen Kulturgenre aktuellen Strömungen, gesellschaftlichen Fragekomplexen, Forschungsfeldern oder Kenntnis-lücken entspricht? Mal wieder möchte man Fachkompetenz von außen holen. Wenn jemand übertragbare Erfahrungen anderer Städte besser vermittelt, als Telefonate und Recherche, dann klappts vielleicht bis zum Sommer (politischer Situationsstress). Aber wenn Berger-und McKinsey-mäßig wieder Managementmoden über mittelgroße Städte gestülpt und dort vermarktet werden und nicht die Fachkompetenz vor Ort einbezogen wird, die man nicht ernst nimmt oder schon zu lange kennt, dann wird man wie beim Bauhaus-Projekt lange planen und erst wieder am Schluß feststellen, dass vorhandene Sammlungen und Kapazitäten all dies nicht hergeben.
Woher holen denn die ersatzbösen Externen ihr für alles besser als Berufstätige qualifiziertes Wissen (heute Museum, gestern Kirche, morgen Senffabrik)? Sie befragen Mitarbeiter, denen für direkte Gespräche der Status zu fehlen scheint (Zuständigkeits-/ Befugnisfalle). Warum nicht mal vom Bestand ausgehen, der vielleicht in seiner zufällig gewordenen Zusammensetzung aktuell uncool erscheint, aber den die Entscheider vielleicht gar nicht genug kennen, weil sie aus einem persönlichen Blickwinkel auf Kunst nicht herauskommen. Da ist ja gerade die Vielfalt der Sammlungen und verantwortlichen Leiter eine Bereicherung, die nicht als Mainstream gut vermarktbare Bildungsinhalte wiederkäut, die als immer kleiner werdender Kernbestand schon bekannt und massentauglich sind. Das ist Kunst nun mal nicht wirklich, aber anregend für Multiplikatoren, die sich herausfordern lassen, wenn Gelegenheit zur zwanglosen Begegnung geschaffen wird.
Die Aufenthaltsqualität müsste sich ändern, ein W-Lan funktionieren (soll kommen), Parkplätze oder Shuttle-Services eingerichtet werden, Werbung an anderen Bahnhöfen etc. geschaltet. Effizientes und Uncooles, wie bei der Kanalisation (notwendig, aber leider renomeelos). Investitionen ins Grundsätzliche, nicht in Events. Legislaturübergreifend langfristiges Denken und mehr Gelassenheit gegenüber dem medialen Oszillieren mit Shitstormwetterlagen. Unternehmerisches Risiko eben und zugleich ein langer Atem, der die Qualität eines Standortes nicht herbeiredet, sondern durch Mundpropaganda und Führungen spürbar macht, wie jüngst und museumspädagogisch eigentlich schon seit Jahrzehnten, Kunst von Kind auf wirksam werden lassend, im LuFo (zunächst auf Standby personalisiert). Schön, dass eine Debattenkultur in Gang kommt. \ dito
WEITEREMPFEHLEN