Ist es Kunst? Oder Natur? Oder beides zugleich? Anfang Juli eröffnete „LABIOMISTA“ in Genk, ein interdisziplinäres Projekt des belgischen Künstlers Koen Vanmechelen: Auf einem 24 Hektar großen Gelände, auf dem sich früher eine Mine und der Limburger Zoo befanden, hat Vanmechelen ein nachhaltiges Zukunftsmodell entwickelt. Inspiriert von einem Küken in seiner Kindheit, hat er sich immer wieder mit dem Ursprung des Lebens und der Vielfalt von Flora und Fauna beschäftigt, allein für sein „Cosmopolitan Chicken Project“ hat er – ausgehend vom „Ur-Huhn“ – unzählige Hühnerarten gekreuzt. Mit „LABIOMISTA“ hat Vanmechelen, unterstützt von der Stadt Genk, den limburgischen Touristikern und regionalen Initiativen, eine Art umgekehrten Tiergarten geschaffen, in dem er seine künstlerische Weltanschauung ideell und materiell einbringt. Mehr als die Hälfte der Fläche besteht aus wilder Natur, wobei Natur und künstlerische Intervention immer wieder verschmelzen. Auf einem rund 1,7 Kilometer langen Spazierweg mäandert man über das ehemalige Bergwerksgelände durch den Cosmopolitan Culture Park vorbei an Teichen und Tiergehegen, in denen Lamas, Alpakas, Dromedare, Hühner, Emus und Strauße nicht eingesperrt sind, sondern das Gelände bewohnen und zusammen mit den bereits vorhandenen Tier- und Pflanzenarten ein neues Ökosystem bilden. „LABIOMISTA“ beherbergt auch Koen Vanmechelens Atelier und Betriebszentrale (The Battery), die restaurierte Direktorenresidenz der Kohlenmine, später vom Zwartberger Zoo genutzt (Villa OpUnDi – Sitz der Open University of Diversity, die Vanmechelen 2011 zur Biennale in Venedig im Palazzo Loredan eröffnete samt Bibliothek und Wunderkammer) und ein markantes Torgebäude (The Ark) sowie einen gewagt-geschwungenen Raum für Workshops (LabOvo), der gleichzeitig als Labor und Stall für die Tierpflege dient. Der renommierte Schweizer Architekt Mario Botta entwarf neben Atelier und Eingangstor auch „The Looking Glass“, den Wintergarten, und einen riesigen Adlerkäfig als Teil des Ateliers. Das LabOvo wurde vom Antwerpener Architekten Van Belle und Medina entworfen. „LABIOMISTA“ ist der Inbegriff eines spartenübergreifenden Blickwinkels auf das Leben und seine Diversität, als Besucher bewegt man sich flanierend durch das von einem Künstler initiierte neue Ökosystem, über die großen Fragen der Welt philosophierend (die Henne, das Ei und so weiter …) vorbei an schrägen wolpertingerhaften Skulpturen und amorphen Architekturen, durch deren Dach man in den Himmel blickt. \ bep
„LABIOMISTA“
Marcel Habetslaan 50, Genk
labiomista.be
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