Sabine Schall malt, ohne etwas zu beschreiben. Sie überlagert im üblichen Prozess des Malens Pinselzüge, die dünn und fahrig oder dicht und durchdringend erscheinen. Unvollständig zeichenhaft wie Präparate ins immer gleiche Bildformat gesetzt, ergibt erst die sortierte Fülle der Arbeiten an der Wand einen Rhythmus, den die Künstlerin bewußt musikalisch unregelmäßig verteilt, um keine serielle Langeweile aufkommen zu lassen. Bei jedem Einzelblatt ist das rätselnde Betrachten jeweils neu zu erfahren.
Nichts Erwartbares, schon Bekanntes, assoziativ Erschließbares bietet sich den Blicken. Jedes Bild ist Neuland, ist gefärbte und gemachte Form, von einem Individuum produziert, aber nicht deutbar. Wie ein Entdecker fremder Welten steht man vor den Blätter, wie der Erstbenutzer von Fernrohr oder Mikroskop, Tiefseeforscher oder Marsbesucher. Nicht alles muss einen Staunen machen, nicht alles ist psychologisch, vielleicht nichts. Eine Art Kunst im Rohstadium macht bewußt mit den Möglichkeiten und Grenzen von freier Form, Gestaltung und Gehalt vertraut. Insofern sind die Werke kraftvoll und durchaus apart, sind Keimlinge für ein Verstehenwollen, für eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Sehens und der erlernten Erwartung, kultureller Prägung und selektiven Sichtweise.
bis 12.10.
Sabine Schall – „nondescript“
Raum für Kunst Elisengalerie Aachen
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