Von Dirk Tölke
Aachen hat eine Fülle von Kunstorten. Von unten wächst einiges nach. Allerlei kurzfristige Experimente und Ausstellungen bilden die sich verändernden künstlerischen Weltsichten und Empfindungen ab. Aus heimischen Ateliers und Malschulen speist sich das Lokale und von außen kommt das Internationale und in Kunstzeitschriften und Kunstmarkt Angesagte als Aktualisierung dazu. Was noch fehlt, ist wieder die Präsenz einer jurierten Jahresausstellung hiesiger Künstler, die als Ansporn und Orientierung gegen Beliebigkeit ein Zeichen setzen könnte. Stabilisierend wirken da die Kontinuitäten.
Die Zukunft wird von allen Generationen gleichzeitig entwickelt. So stehen unterschiedliche Ausrichtungen und künstlerische Intentionen berechtigt nebeneinander. Da gibt es die alteingesessenen Galerien de Bernardi, Annastraße, am Elisengarten und Schönen, in denen Kontinuität und Wandel durch Generationenabfolge gegeben sind, was auch für Kunst- und Museumsvereine und das nach innen und außen kuratierende Atelierhaus gilt und für das „Aktionsbündnis“ der Frauen von „Driehoek, dreieck, triangle“. Der bald jubiläende BBK orientiert sich stetig räumlich und personell neu und könnte mit dem Kulturwerk zusammen gut ein Raumkontinuum im Stadtzentrum gebrauchen. Die Kontinuität ist zumindest mit dem Centre gegeben, das sich neben dem IZM stadtgeschichtlich lebendig mit lokalen Relevanzen einbringt. Übergreifender bieten Lufo und NAK diskutable Einblicke in die zeitgenössische Bildwelt. Dazu kommen dann die Galerien, die sich mit ihrer Künstlerschar und Ausrichtung über die persönlichen Orientierungen der Ateliers und Produzentengalerien hinaus öffnen. Da gibt es langlebige Enklaven für ältere regionale Künstler (Galerie Nova) oder Externe von Frankreich bis Japan (Hexagone). 39 Jahre lang hat Sandro Mugavero seine Galerie Il Quadro durch die früher bewegteren Zeiten mit unzähligen Ausstellungen und Diskussionen geführt. Nun schließt er zum Ende des Jahres und der Abverkauf verweist auf eine lange Auseinandersetzung mit einer lebendigen Ästhetik anderer, italienischer Couleur. Über 220 mal hat Dr. Glasmacher im Gypsilon ungefiltert Newcomern und Versierten Ausstellungsmöglichkeiten geboten. Das macht stabil auch David Gerards mit seinem Poebel-Projekt, zur Zeit im Möbelhaus Kochs am Grünen Weg, bzw. Heinrich Hüsch mit der Kunstroute.
Keiner erreicht aber zurzeit die Schlagzahl und Präsenz von Robert Mertens, der mit seiner Galerie freitag 18.30 inzwischen 15 Jahre in ständigem Verbesserungsduktus Künstler, Sammler und Betrachter nicht nur aus Aachen zusammen bringt, die auf die Straße drängen, wenn der Laden zur Eröffnung mal wieder voll ist oder im lauschigen Innenhof verweilen. Das mag die früheren Künstlerstammkneipen abgelöst haben, die vielleicht aber auch weiter Treffpunkte sind. Kontinuierlich mit Raumerweiterungen, Messebesuch und Kreativberatung zeigt sich hier exemplarisch Galeriebetrieb, der mit Ausstellungen, Katalogen und Events sich um die Künstler kümmert und sie nicht nur vermarktet. Bewältigbar sind da nur um die 30 KünstlerInnen. Da es davon einige Hundert allein in der Region gibt, gibt es Bedarf für viele bezahlbare Lokalitäten, was schwieriger wird. Frischwärts anregend bleiben mit Herausforderungen in geringerer Schlagzahl der Mehrwert e.V. mit seiner Vitrine oder Benjamin Fleig in Eupens Vorn & Oben-Galerie, sowie die kregle Energie der Truppe vom Artikel 5. Die jährlichen Charity-events, die kacheln müssen, stauen sich wieder vor Weihnachten. Sie nutzen mehr die Kunst, als der Kunst.
Man wünscht dem Stadtbad, dem Büchelmuseum und der Gravieranstalt (bald anderenorts) mit ihrer leicht ins Bewältigbare eingedimmten Ausstellungsfolge voll unbekann ter junger und neuer Kunst, dass sie auch kontinuierlich in die Jahre kommen. Den anderen wünscht man mehr Sammelnde und vor allem interessiertere Studierende. \
Luca 25
Eine Kontinuität ganz anderer Art haben Trixi Schröder und Olivia Janku in den Fluren des Luisenhospitals entwickelt. Zum 25. Mal bietet die Ausstellung als Jubiläum eine Auswahl bisher präsentierter Künstlerinnen und Künstler. Hier gilt es, eine große Zahl von nicht kunstaffinen Patienten und Besuchern eine eher bekömmliche oder schmunzelsame Auswahl und künstlerisch agierenden eine Präsentationsmöglichkeit anzubieten. Eine unprovokante Art, mit Kunst in den Alltag zu wirken. \
bis 1.2.
15 Jahre Galerie
Galerie freitag 18.30
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