Noch immer bekomme ich nicht aus dem Kopf, dass im März letzten Jahres Preisgelder eingefordert und vorher in Zeitungsartikeln konkrete Zahlen aus dem nicht öffentlichen Teil der Kulturausschusssitzung durchgestochen und öffentlich gemacht wurden, bevor die Betroffenen sich äußern konnten und das Meinungsbild aus der Verwaltung unwidersprochen blieb, Ausstellungskataloge dienten der Selbstbeweihräucherung von Kuratoren und nicht der Sicherung und langfristigen Vermittlung von durch Ausstellungen gewonnenen Erkenntnissen. Ein Zeichen, das nicht miteinander, sondern übereinander geredet wird und berufliche Sichtweisen verabsolutiert werden. Kunst findet wohl von oben keine Unterstützung, solange der Sinn für deren Sinn nicht verstanden und für deren Freiraum eingestanden wird, im Gegensatz zu Köln oder Ostbelgien. Der Kunstpreiswirbel zeigte, wie die Freiheit der Kunst von Gesinnungsprüfungen, political-correctness-Erwägungen und Recherchequalität abhängt.
Gilt es nach den Tabubrüchen der 60er erneut, Grenzziehungen zu debattieren? Sollen Bilder aus Museen entfernt werden, auf denen geraucht wird, darf ein Künstler Choleriker oder Alkoholiker sein, aber nicht Mitglied in ausgesuchten Vereinen, Macho … oder müsste man nur prüfen, ob das Kunstwerk selbst problematisch ist. Dürfen Fanatiker nicht durch Kunst gereizt werden, weil deren sonst darum angeblich berechtigt hervorgerufene Anschläge möglicherweise Menschenleben kosten? Wie geht das mit lebenslangem Lernen und Fehler machen zusammen. Vielleicht gut, dass Freiheit als angezähltes hohes Gut wieder Thema wird.
Apropos gut. Neben Empörerei und Frustmelancholie gibt es ja auch Balsam für die Seele zum erfreut nach vorne Gucken und Würdigen, wie viel Mühe sich die Kuratoren machen. Die Ausstellungen im KUK Monschau bringen ausnahmslos Qualität in die Nähe. Das Kunsthaus NRW weiß seine Sammlung anregend und fragend zu arrangieren. Notwendig selbstverständlich wurde das Jahresthema „Feminismus“ im IKOB präsentiert. Das Büchelmuseum ist ein liebenswert gemachter Kulturort geworden.
Ach ja, der schlimme Rankingrückblick. Bin ich ein Besserkenner und Empfehlewicht? Naja, subjektiv besonders bereichernd: „Lust der Täuschung“, „Mydentities“, Karneval und Nachkriegszeit und nicht mainstreamige Vollblutkunst von: Markus Baldegger, Günther Beckers, Cynthia Evers, Rainer Knaust, Peter Mainka, Andrea Meishammer, Stevens Ragone & Annette Reichardt, Ela Schwartz, Manfred Sukrow und die Blackoutopfer … \
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