Von Richard Mariaux
Zwanzig Prozent Umsatzverlust im März für den deutschen Buchmarkt, meldet die Fachzeitschrift „Buchreport“. Der stationäre Handel verlor im März aufgrund des Shutdown Mitte des Monats 30 Prozent. Hinzugewonnen haben dagegen die Online-Shops. Doch wie ist es dem Aachener Buchhandel in den vier Wochen des Shutdown ergangen? Ein Beispiel.
Frau Hoppe-Vennen von der Buchhandlung Schmetz: „Das waren wahrlich sehr schräge und über die Maßen anstrengende vier Wochen – und wir sind froh, dass ein wenig Normalität zu uns zurückkommt. Wie „normal“ es dann wirklich wird in und vor allem vor der Buchhandlung, wenn sich dann doch eine Schlange bilden sollte, das werden wir dann sehen. Wir sind bisher mit einem blauen Auge davongekommen. Unser März war 15 Prozent schlechter als im Vorjahr und das erste Quartal verliert „nur“ fünf Prozent.
Los ging es mit ein paar Tagen „Weihnachtsgeschäft“ mit riesigen Stapeln Hamsterkäufen, als den Leseratten und Schmökerfans klar wurde, dass es bald schwierig sein dürfte, sich mit frischer Ware einzudecken. Dann war auf einmal zu und wir haben uns innerhalb eines Tages einfach zur Versandbuchhandlung umdefiniert. In den letzten vier Wochen haben wir mit dem kompletten Team ohne Kurzarbeit gearbeitet, sonst wären wir dem Andrang von Bestellungen nicht gewachsen gewesen. Die beiden Chefs kamen im Schnitt auf 14–16 Stunden Arbeitszeit am Tag und auch an Sonntagen haben wir am Schreibtisch gesessen. Nur Ostern war wirklich auch für uns Pause angesagt. Mein Mann ist weit über tausend Kilometer mit dem E-Auto von Cambio kreuz und quer durch Aachen gefahren und hat außerdem auch noch viele Fahrrad-Kilometer zurückgelegt. Das Wetter war ja dafür ausgesprochen geeignet. Alle im Team haben ebenfalls in ihren jeweiligen Wohnvierteln ausgeliefert, die zum Glück gut über Aachen verteilt sind. Das Telefon hat unausgesetzt geklingelt, unser Postfach ist vor E-Mails mit Bestellungen übergelaufen und unser Shop ist fast in die Knie gegangen. Durch die extreme Nachfrage auf diesem Kanal kam unser Großhändler, der den Shop für uns betreut, mit dem Päckchen packen nicht mehr hinterher, sodass sich dieser Lieferweg kurz vor Ostern stark verzögert hat. Zum Glück ist der Stau aus dem Shop inzwischen abgearbeitet und alles wieder normal. Seit gut zwei Wochen haben wir eine Abholstation vor der Türe, die dafür sorgt, dass mein Mann nicht mehr alles zu den Menschen liefern muss.
Bisher war unsere anstrengendste Zeit im Jahr immer das Weihnachtsgeschäft mit dem vor der Türe befindlichen Weihnachtsmarkt. Darüber lachen wir jetzt nur noch, das ist gegen das, was wir in den letzten vier Wochen erlebt haben, ein Klacks.“
Stadtbibliothek
In Corona-Zeiten hatte auch die Stadtbibliothek Aachen seine Türen geschlossen. Umso intensiver ging das Team dort die Möglichkeit an, die Buchausleihe weiterhin zu ermöglichen. Vor allem der Etat der Buch-Onleihe wurde erhöht. Das heißt, die Stadtbibliothek kauft Lizenzen von aktuellen Veröffentlichungen, die dann den Leserinnen und Lesern zum Abruf online zur Verfügung stehen. Ein Beispiel: Der neue Krimi der Aachener Autorin Ingrid Davis, „Aachener Abgründe“, ist aktuell ein Renner. Hier besorgte sich die Stadtbibliothek direkt drei sogenannte XL-Lizenzen. Eine Lizenz umfasst 22 mögliche Ausleihen, für den Aachener Krimi wurden dies schließlich schnell 60 Vorbestellungen, sechs mögliche Buchungen waren dann noch auf www.onleihe.de/region-aachen verfügbar. Voraussichtlich wird die Stadtbibliothek ab Anfang Mai für begrenzten Publikumsverkehr zur Buchausleihe wieder zugänglich sein. Die Internet-Terminals im Haus bleiben allerdings weiterhin offline. \
Krisenkauf
Die gefragtesten Buchtitel bei Schmetz waren unter anderem:
Albert Camus: Die Pest (rororo)
John Ironmonger: Der Wal und das Ende der Welt (Fischer TB)
Schlimmstenfalls wird alles gut – Gedichte der Gelassenheit (Insel Bücherei)
Und bei der Buchhandlung Backhaus:
Willi Achten: „Die wir liebten“ (Piper)
Bov Bjerg: „Serpentinen“ (Claassen)
Lutz Seiler:„Stern 111“ (Suhrkamp)
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