Alexander Gorkow verantwortet als Redakteur das Feuilleton in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ). Urn seine groise Liebe zu der Band Pink Floyd weiß man als SZ-Leser, dokumentiert durch mehrere famose Interviews mit David Gilmour und Nick Mason sowie politische Streitgespräche mit Roger Waters. Neben einem früheren Roman iiber seineJugend - „Hotel Laguna“ - setzt er jetzt seiner Lieblingsband ein prosaisches Denkmal.
Der Ich-Erzéihler — der kleine Alexander — lebt mit seinen Eltern und seiner contergangeschädigten, herzkranken gro?en Schwester in einem recht gut situierten Düsseldorfer Vorort. Neben Erinnerungen an seine Schulzeit ist es der Alltag im Elternhaus, den Gorkow mit Viel Liebe und Witz schildert. Er geht zur Grundschule, seine Schwester bereits aufs Gymnasium. Neben den aus der Sicht des Kindes lakonisch trockenen Dialogen des jazzliebenden, Hi- Fi-verrückten, etwas herrisch auftretenden Vaters sowie der schönen, aber aufs Hausfrauendasein reduzierten Mutter, ist es die Gedanken- und Traumwelt des kleinen, mit einer überbordenden Phantasie ausgestatteten Alexanders, die uns als Leser in ihren Bann zieht.
Alles lasst sich kindlich-vereinfacht in Gut und Bose einteilen: Gut sind zum Beispiel Pink Floyd, deren Musik, Texte und Plattencover Alexander aufsaugt. Hat ihn die Kuh (auf dem Cover von „Atom Heart Mother“) jetzt tatsächlich angeblinzelt?
Böse sind Heino (aus der ZDF-Hitparade), der Politiker Barzel in Bonn oder die Zappa-Bandmitglieder der Mothers of Invention, die kleine Kinder in der Garage des Vaters nebenan auskochen und in Saft?aschen abfüllen.
Gorkow schildert eine vergangene Welt, der wir als Leser ein wenig wehmütig nachtrauern — zumindest, wenn man auch in den 1960ern geboren ist. Nachzutrauern ist auch der Art der Musikrezeption, die in ihrer pragenden Einmaligkeit und konzentrierten Ausschließlichkeit nichts gemeinsam hat mit dem Spotify-Zeitalter. Gorkow hat nicht nur Pink Floyd, sondern auch einer wohlbehüteten Kindheit in Westdeutschland Anfang der 1970erJahre ein Denkmal gesetzt. \ rm
Alexander Gorkow: „Die Kinder hören Pink Floyd“
Kiepenheuer & Witsch
186 Seiten, 20 Euro
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