Die österreichische Autorin Eva Menasse lebt seit über 20 Jahren in Berlin. Dass ihr sezierender Blick auf die alte Heimat perdu gehen könnte, darum muss sich man nach der Lektüre ihres neuen Romans „Dunkelblum“ keinerlei Sorgen machen. Im Gegenteil! Wie unter einem Brennglas beobachtet sie das Treiben in einem österreichischen Dorf nahe der ungarischen Grenze Ende des Jahres 1989. Die ersten DDR-Flüchtlinge kommen über die bereits löchrige Grenze, ein fremder Mann richtet sich im Hotel des Ortes ein und stellt Fragen.
Eva Menasse fiktionalisiert in ihrem Roman per Rückblenden ein reales Ereignis, ein Massaker, das 1945 an jüdischen Zwangsarbeitern in dem burgenländischen Ort Rechnitz verübt wurde. In einem Interview erklärt sie ihre Herangehensweise: „Ich wollte keinen historischen Roman schreiben, sondern eine paradigmatische Menschheitsgeschichte, wie sie eben immer wieder passiert.“ Doch betreibt sie keinerlei Geschichtsklitterung oder redet einem Revisionismus das Wort. Vielmehr ist Menasses großartiger österreichischer „Anti-Heimatsroman“ bisweilen mit ironischem Unterton versehen. Ein Tableau von mehr als dreißig Figuren und die sich zwischen ihnen entwickelnde Dynamik vor einer dörflichen Kulisse gibt allen Erzählstimmen Raum zwischen Gegenwart und Vergangenheit.?\ rm
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