„Arbeitskreis Aachener Krimitage“: Was recht trocken klingen mag, ist der kreative Pool einer langjährigen Veranstaltergemeinschaft, die sich einmal jährlich um die Verbreitung von Krimiliteratur in Aachen kümmert. Der städtische Raum wird allerdings über die erwartbaren Lesungsorte hinaus immens erweitert: Wann bietet sich sonst schon die Gelegenheit, Autorinnen-Lesungen im Polizeipräsidium, Justizzentrum, Sporttherapie- und Trainingszentrum MedAix oder in der Velo-Fahrradwerkstatt zu erleben?
Sechs Aachener Buchhandlungen, das Cineplex-Kino, der Deutsch-Italienische Kulturkreis, das Evangelische Erwachsenenbildungswerk, die Stadtbibliothek Aachen sowie die VHS Aachen haben für die 12. „Aachener Krimitage“ 21 Veranstaltungen von Ende Oktober bis Ende November zusammengestellt, die den Herbst dann literarisch blutrot ausschmücken.
Die diesjährigen Krimitage starten am 29. Oktober mit einer Lesung von Olaf Müller, der seinen neuen Fall namens „Adiós, Aachen“ in der Burtscheider Buchhandlung Das Worthaus vorstellt. Bereits einen Tag später kommt der Krimi-Starautor Martin Walker in die Klangbrücke im Alten Kurhaus. Walker, Schotte und Wahlfranzose, vertieft sich in seinen weltweit in 18 Sprachen übersetzten Krimis gerne in die spezifische Denkweise der französischen Provinz. Der ehemalige „Guardian“-Journalist streift daher auch so en passant die französische Geschichte und politische Kultur Frankreichs. Die Lesung aus seinem neuesten Kommissar Bruno-Werk „Im Chateau“ findet zweisprachig (dt./engl.) statt.
Seit einigen Jahren ist auch das CineCafé im Aachener Cineplex Bestandteil der Krimitage.
Die Filmwissenschaftlerin M.A. Birgit Esser gestaltet seit langem diese Reihe zweimal im Monat im Auftrag des Evangelischen Erwachsenenbildungswerks. Nach einem Frühstücksangebot gibt die begeisterte Cineastin eine Einführung in den jeweiligen Film – der bei den „Aachener Krimitagen“ selbstverständlich einen Kriminalhintergrund haben muss.
„Für „Kleine schmutzige Briefe“ habe ich mich diesmal entschieden, um einmal kein klassisches Genrekino oder Neuverfilmungen nach Agatha Christie – „Mord im Orientexpress“, „Tod auf dem Nil“, das hatten wir alles schon… – im Programm zu haben, sondern einen kleinen, feinen und schauspielerisch sehr gut besetzten Brit-Film. Außerdem gefielen mir die wunderbar gespielten, starken Frauenfiguren und die feministische Ausrichtung. Mal abgesehen von der skurrilen Handlung und dem zündenden „very british“ Witz. Es ist ja eine Komödie! Noch dazu: eine von einer Filmemacherin“, erzählt Birgit Esser enthusiastisch.
Die Verfilmungen von Kriminalromanen sind ein zweischneidiges Schwert. Der Handlungsbogen eines Krimis, der im Kopf Gestalt annimmt, kann sich in einer Verfilmung visuell ganz anders darstellen. Das sieht auch Birgit Esser so: „Ganz generell ist es bei Krimis nicht anders als bei Literaturverfilmungen im Allgemeinen. Für Fans der Originalkrimis und ihrer Autoren kommt wohl kein Film an die schriftliche Vorlage heran. Andererseits kann ein Film durchaus seine Vorlage auf ein neues Level heben, wie Margaret Rutherford als Verkörperung von Miss Marple oder Peter Ustinov als Hercule Poirot. Wunderbar und unvergesslich!“
Der Film „Kleine schmutzige Briefe“ basiert auf einer wahren Begebenheit, hat also keine direkte Kriminalvorlage. Hätte man diese Begebenheit denn nicht auch in Romanform erzählen können? „Da hatte wohl noch keine(r) die Idee“, mutmaßt Birgit Esser. „Aber auch dieser Film war ja zunächst einmal ein Drehbuch.
Die filmische Umsetzung ist dann im besten Fall ein Gesamtkunstwerk aus allen Gewerken. Ein Krimi als Filmbietet die Möglichkeit, in ein visuelles, sinnliches Erlebnis auf einer großen Leinwand einzutauchen. Für mich hat das schon immer eine sehr spezielle Magie. Deshalb bin ich Filmwissenschaftlerin geworden.“ Für die nächsten Jahre gibt der Aachener Kulturbetrieb dem Team der Aachener Krimitage übrigens Planungssicherheit: Eine Förderung (im kleineren Rahmen) wurde bis 2027 vertraglich zugesichert. \ red
29.10.-27.11.
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