Von Richard Mariaux
Ein schöneres Aufbruchssignal für das Wiedererwachen der Aachener Musikszene hätte es nicht geben können: Initiiert von Aachener Musikern, Veranstaltern und einem Szeneumfeld aus Grafikern und Veranstaltungsservice präsentiert „Wieder laut“ 28 Konzerte an neun Tagen. Am 6. Mai folgt noch ein Dreier Release-Abend im „Franz“.
Erinnern wir uns. Im Dezember 2020 erschien inmitten des Corona-Lockdowns ein Aachener Benefiz-Musiksampler, der es in sich hatte: „Ohne uns ist Oche still!“ postulierten 18 Bands/Interpreten selbstbewusst ihr Credo und versprachen, einen Teil der Verkaufserlöse zu einem späteren Zeitpunkt für ein Festival zu verwenden. Jetzt ist es so weit: Zum Projektteam des Festivals gehören Nick Josten (Jo! PR – Public Relations for Bands And Brands), Lars Templin (Musikbunker), Ramon Creutzer (Umbu Records), Marco Sievert (eventac), Mario Turiaux (Illustrator & Grafiker), Mathias Dopatka (SPD-Ratsherr) und Georg Rouette von der Band The Quicksteps. In der alten Sakristei der Digital Church erzählen uns Georg Rouette und Marco Sievert den Weg vom Sampler zum Festival.
„Ohne uns ist Oche still“ erschien in einer schwierigen Zeit. Marco: „Die CDs sind im Dezember 2020 fertig geworden, und dann kam genau der Lockdown. Nur die Supermärkte waren offen und wir hatten einzig eine Kooperation mit den HIT-Märkten.“ Die normalen Vertriebswege von Musik waren also fast vollständig zu. Das erklärt, warum nur fast die Hälfte der Auflage bis heute verkauft wurde. Georg: „Die Leute sind schon in die Supermärkte gestürmt und haben danach gefragt. Wir haben erst gut was verkauft, aber im Lockdown flachte die Verkaufskurve dann schnell ab.“ Im Gespräch sind wir uns ziemlich sicher, dass „Ohne uns ist Oche still“ eine zweite Chance innerhalb der Festivaltage erhält. Zurzeit ist der Sampler noch bei sieben Stellen in Aachen käuflich zu erwerben (siehe Kasten).
Unterstützung von der Stadt
Doch ein Festival stemmen, das kann man natürlich nicht nur mit den Verkaufserlösen des Samplers. Und hier kommt die Stadt Aachen ins Spiel. Denn ohne eine Unterstützung durch den Kulturausschuss hätte es nicht funktioniert. „Wir wollten damals mit den Verkaufserlösen das Festival ankicken“, erinnert sich Georg, „da hat uns Corona den nächsten Strich durch die Rechnung gemacht. Aber mit der weiteren Unterstützung der Stadt Aachen können wir unsere Pläne jetzt umsetzen.“ Erfahrung im Umgang mit den Gremien der Stadt kann da nicht schaden. Marco: „Wir sind sehr froh mit Mathias Dopatka jemanden im Boot zu haben, der weiß, wie man Förderanträge und damit die richtigen Weichen stellt. Und mit dem Musikbunker ist ein Kulturträger dabei, der weiß, wie man solche Projekte angeht.“
Einfach ist die Umsetzung dennoch nicht. Rechtliche Fragen müssen im Vorfeld geklärt und der Umgang mit den Fördermitteln genau abgestimmt werden. Marco: „Obwohl wir bei allen Parteien und auch dem Kulturbetrieb auf sehr viel Wohlwollen gestoßen sind, haben wir uns juristisch beraten lassen. Die sich ständig ändernden Coronaverordnungen stellen uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Da muss man Regeln schaffen, bei denen sich alle wohlfühlen. Denn was passiert, wenn jemand coronabedingt ausfällt oder das ganze Konzert? Das sind Fragen, mit denen wir uns beschäftigen.“
Kniffelige Terminplanungen
Abgesehen von den rechtlichen Fragen galt es nun aus Dutzenden von Band-Anfragen eine Auswahl zu treffen. Cover-Bands passten wie bereits auf dem Sampler nicht ins Konzept. Gesetzt waren alle Künstler*innen des Samplers, die aber nicht komplett an den „Wieder laut!“-Abenden auftreten. Trotzdem mussten Absagen ausgesprochen werden, denn das Billing an diesen Apriltagen ist endlich. Marco: „Unser Konzept sah von Anfang an vor, dass dieses Festival über mehrere Tage geht. Also nicht wie früher bei der „Shuttle Party“, wo man mit einem Eintritt in alle Locations kommt. Bei einem Konzert würde man an einem Abend ja maximal nur zwei oder drei Veranstaltungen schaffen.“ Georg: „Es geht quer durch die Aachener Musikszene. Wir haben angefangen Termine zu sammeln. Wann können die Bands, wann können die Kneipen und Clubs?“ Marco: „Die Besetzungsgröße der Band musste passen, die Bands müssen auch zu den Locations und deren Klientel passen. Trotzdem haben wir ein paar Sachen bewusst gegen den Strich gebürstet.“
Kino-Kulisse für Cool Jazz
Ein neuer, schöner Veranstaltungsort tut sich mit dem Capitol-Kino auf. Marco: „Ich hatte Sebastian Stürtz von unseren Plänen erzählt und er war direkt begeistert. Es ist ja eine wirklich tolle Location, die auch außerhalb von Filmvorstellungen genutzt werden sollte. Dazu kam: Boris Bansbach hatte gerade eine neue Cool Jazz Combo ins Leben gerufen und da dachte ich, das passt doch perfekt an diesen Ort!“
Veranstalter der jeweiligen Abende sind die Betreiber der diversen Veranstaltungsstätten. Für die Konzerte wird ein Eintritt erhoben, den der Bühnenort selbst vorgibt. Marco: „Wir sind nicht die Veranstalter, sondern nur die Initiatoren. Wir finanzieren den Bands eine Grundgage nach Anzahl der Musiker, die Betreiber der Locations können mit den Bands dann alles Weitere direkt vereinbaren.“
Georg Rouette ist als Musiker mit den Quicksteps selbst an einem der Abende aktiv dabei. „Ich sehe diesen Abend dann mal von der Seite der Musiker. Unser Veranstalter ist das Tuchwerk und wir teilen uns die Theater K-Bühne mit Nic Knatterton & Die Marmeladenfabrik.“
Die positive Resonanz der Betreiber der Veranstaltungsorte war jedenfalls riesengroß. Georg: „Die hörten sich unser Konzept an und sagten: Super! Wir müssen die Leute wieder rauskriegen aus ihren Wohnungen und ihren Häusern. Das wollen wir erreichen. Keiner wird damit reich werden. Wir wünschen uns, dass die Leute wieder in die Klubs kommen und dass die Musik wieder gefeiert werden kann. Das haben wir ewig nicht gehabt.“
Überzeugt vom Konzept der Ideengeber hatte man schnell ein Dutzend Orte zusammen, die größtenteils alle Erfahrungen mit einer Konzertdurchführung haben. Marco: „Das Festival soll den Läden auch die Chance geben, wieder was bei sich anzubieten.“
Trotzdem war die Terminsuche holprig. Erst war das Festival für November 2021 geplant. Doch der Termin wurde coronabedingt schnell verworfen. Ein neuer Termin Ende März wurde wegen der Absage der Karnevalsveranstaltungen als nicht mehr planbar angesehen. Der Frühling Mitte/Ende April soll‘s nun richten und die Festivalmacher biegen optimistisch auf die Zielgerade ein. Marco: „Auch wenn die Coronazahlen nicht so sinken, wie wir uns das alle wünschen, können wir das jetzt durchziehen, weil wir wissen, dass die einzelnen Veranstalter verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen. Und dann können sich die Kneipen und Klubs im angepassten Rahmen auch wieder füllen.“ \
Alle Konzerte – wenn nicht anders angegeben – in der Regel ab 20 Uhr. Nähere Infos kurz vor Festivalstart bei den teilnehmenden Locations.
21.4.
Wurstclub (Domkeller); Japanama (Hotel Europa); MoYao (Bar Cantona); MAGAWA / Fjordheksa (Musikbunker)
22.4.
Sebastian Sturm (solo) (Wild Rover)
23.4.
Jooles & The Hidden Tracks / T.U.F. (Franz); Chris Brid (Hotel Europa)
25.4.
AC Cool Jazz Collective (Capitol);
DCSeven (19 Uhr, im Vorprogramm von Carlton Jumel Smith (Musikbunker)
26.4.
Basement Dwellers (Dumont)
27.4.
Dieter Kasparis Blues-Bajásch (Zuhause)
28.4.
LaLaFoufou (Lola Paroli); Tonii (Raststätte); Schlagsaiten Quantett (Zuhause)
29.4.
The Dial Ups / The Bloodstrings (Wild Rover); Modus (Hotel Europa); The Vult (Schlüsselloch); The Quicksteps / Nick Knatterton & Die Marmeladenfabrik /Stevenhill85 (19.30) (Tuchwerk); The Lost Tapes (Raststätte)
30.4.
Ausbruch (Lola Paroli);
Grundrauschen (Domkeller)
6.5.
3 x CD-Release-Konzert:
Vera Cruz Experience / KaToRz /
The Jägs (Franz) EinschöneresAufbruchssignalfürdas Wiedererwachen der Aachener Mu-
sikszenehätteesnichtgebenkönnen:
Initiiert von Aachener Musikern, Veran-
staltern und einem Szeneumfeld aus Gra-
fikern und Veranstaltungsservice präsen-
tiert „Wieder laut“ 28 Konzerte an neun
Tagen.Am6.MaifolgtnocheinDreierRe-
lease-Abendim„Franz“.
Erinnernwiruns.ImDezember2020 erschien
inmitten des Corona-Lockdowns ein Aache-
ner Benefiz-Musiksampler, der es in sich hat-
te: „Ohne uns ist Oche still!“ postulierten
18 Bands/InterpretenselbstbewusstihrCredo
undversprachen,einenTeilderVerkaufserlöse
zueinemspäterenZeitpunktfüreinFestivalzu
verwenden.Jetztistessoweit:ZumProjektteam
desFestivalsgehörenNickJosten(Jo!PR–Pub-
licRelationsforBandsAndBrands),LarsTem-
plin (Musikbunker), Ramon Creutzer (Umbu
Records), Marco Sievert (eventac), Mario Tu-
riaux (Illustrator & Grafiker), Mathias Dopat-
ka(SPD-Ratsherr)undGeorgRouettevonder
Band The Quicksteps. In der alten Sakristei
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„Ohne uns ist Oche still“ erschien in einer
schwierigenZeit.Marco:„DieCDssindimDe-
zember 2020 fertig geworden, und dann kam
genau der Lockdown. Nur die Supermärkte
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ration mit den HIT-Märkten.“ Die normalen
Vertriebswege von Musik waren also fast voll-
ständigzu.Daserklärt,warumnurfastdieHälf-
tederAuflagebisheuteverkauftwurde.Georg:
„Die Leute sind schon in die Supermärkte ge-
stürmt und haben danach gefragt. Wir haben
erstgutwasverkauft,aberimLockdownflach-
te die Verkaufskurve dann schnell ab.“ Im Ge-
sprächsindwirunsziemlichsicher,dass„Ohne
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derFestivaltageerhält.ZurzeitistderSampler
noch bei sieben Stellen in Aachen käuflich zu
erwerben(sieheKasten).
Unterstützung von der Stadt
DocheinFestivalstemmen,daskannmanna-
türlich nicht nur mit den Verkaufserlösen des
Samplers. Und hier kommt die Stadt Aachen
insSpiel.DennohneeineUnterstützungdurch
denKulturausschusshätteesnichtfunktioniert.
„Wir wollten damals mit den Verkaufserlösen
dasFestivalankicken“,erinnertsichGeorg,„da
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rePlänejetztumsetzen.“ErfahrungimUmgang
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den. Marco: „Wir sind sehr froh mit Mathias
DopatkajemandenimBootzuhaben,derweiß,
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Weichenstellt.UndmitdemMusikbunkerist
einKulturträgerdabei,derweiß,wiemansol-
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Einfach ist die Umsetzung dennoch nicht.
Rechtliche Fragen müssen im Vorfeld geklärt
undderUmgangmitdenFördermittelngenau
abgestimmt werden. Marco: „Obwohl wir bei
allenParteienundauchdemKulturbetriebauf
sehrvielWohlwollengestoßensind,habenwir
uns juristisch beraten lassen. Die sich ständig
ändernden Coronaverordnungen stellen uns
immer wieder vor neue Herausforderungen.
Da muss man Regeln schaffen, bei denen sich
alle wohlfühlen. Denn was passiert, wenn je-
mand coronabedingt ausfällt oder das ganze
Konzert? Das sind Fragen, mit denen wir uns
beschäftigen.“
Kniffelige Terminplanungen
Abgesehen von den rechtlichen Fragen galt
es nun aus Dutzenden von Band-Anfragen
eine Auswahl zu treffen. Cover-Bands pass-
ten wie bereits auf dem Sampler nicht ins
Konzept. Gesetzt waren alle Künstler*in-
nen des Samplers, die aber nicht komplett
an den „Wieder laut!“-Abenden auftreten.
Trotzdem mussten Absagen ausgesprochen
werden, denn das Billing an diesen Aprilta-
gen ist endlich. Marco: „Unser Konzept sah
von Anfang an vor, dass dieses Festival über
mehrere Tage geht. Also nicht wie früher bei
der „Shuttle Party“, wo man mit einem Ein-
trittinalleLocationskommt.BeieinemKon-
zert würde man an einem Abend ja maximal
nur zwei oder drei Veranstaltungen schaf-
fen.“ Georg: „Es geht quer durch die Aache-Eer2020 erschien
inmittenosten(J-
licRelationsforBandsAndBrandsoch bei sieben Stellen in Aachen käuflich zu
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einKulturträgerdabei,derweiß,wiemansol-
cheProjekteangeht.“
Einfach ist die Umsetzung dennoch nicht.
Rechtliche Fragen müssen im Vorfeld geklärt
undderUmgangmitdenFördermittelngenau
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allenParteienundauchdemKulturbetriebauf
sehrvielWohlwollengestoßensind,habenwir
uns juristisch beraten lassen. Die sich ständig
ändernden Coronaverordnungen stellen uns
immer wieder vor neue Herausforderungen.
Da muss man Regeln schaffen, bei denen sich
alle wohlfühlen. Denn was passiert, wenn je-
mand coronabedingt ausfällt oder das ganze
Konzert? Das sind Fragen, mit denen wir uns
beschäftigen.“
Kniffelige Terminplanungen
Abgesehen von den rechtlichen Fragen galt
es nun aus Dutzenden von Band-Anfragen
eine Auswahl zu treffen. Cover-Bands pass-
ten wie bereits auf dem Sampler nicht ins
Konzept. Gesetzt waren alle Künstler*in-
nen des Samplers, die aber nicht komplett
an den „Wieder laut!“-Abenden auftreten.
Trotzdem mussten Absagen ausgesprochen
werden, denn das Billing an diesen Aprilta-
gen ist endlich. Marco: „Unser Konzept sah
von Anfang an vor, dass dieses Festival über
mehrere Tage geht. Also nicht wie früher bei
der „Shuttle Party“, wo man mit einem Ein-
trittinalleLocationskommt.BeieinemKon-
zert würde man an einem Abend ja maximal
nur zwei oder drei Veranstaltungen schaf-
fen.“ Georg: „Es geht quer durch die Aache-
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