Gleich vorneweg gesagt: Dieses Buch ist eine Mogelpackung. Autor Jake Brown hat für seine Biografie über Rick Rubin keinen Ton mit dem Produzenten persönlich gesprochen, sammelt vielmehr seine Informationen aus Hunderten von Interviews. In der Danksagung redet er auch vom ,Projekt‘, und spricht Rubin persönlich an: „…so hoffe ich, dass Sie, Mr. Rubin, meinen bescheidenen Beitrag zur Würdigung Ihres meisterhaften Könnens genießen werden!“ Uff! Was würde Rick Rubin antworten?
Trotzdem ist dieses Buch an vielen Stellen lesenswert. Rubin ist, was seine Tätigkeit als Produzent angeht, das chamäleonhafteste Wesen, das im gesamten Musikgeschäft herumläuft. Er ist ein Mythos, vielleicht nur den vielen Bands und Künstler*innen erklärbar, die er auf die Schiene gebracht oder deren versandete Karrieren er neues Leben eingehaucht hat. Rubin ist ein spirituell lebender Mensch, Meditation gehört seit seinem 14. Lebensjahr zu seinen regelmäßigen Gepflogenheiten. Dazu steht keineswegs im Widerspruch, dass er die Beastie Boys, LL Cool J oder Public Enemy mit entdeckt und die Rapper Run-DMC mit den Hardrockern Aerosmith für ihren Megahit „Walk This Way“ im Studio zusammengebracht hat. Rubin kam musikalisch vom Punk und stand als junger Student auf Rapmusik – er sah die verwandte Energie dieser Musikrichtungen. Nicht nur gründete er die wegweisenden Label Def Jam oder – später - Def American. Er produzierte auch Schwermetall von Metallica, Slayer oder Audioslave und ebenso das Comeback-Album der Countrystars Dixie Chicks. Rubin erstaunte die Welt, als er dem ausgebrannten Johnny Cash mit intimem Songmaterial wieder zu einem riesigen Comeback verhalf. Ähnliches gelang ihm mit Neil Diamond. Was ist Rick Rubins Geheimnis? Nun, er geht nicht mit den Künstlern direkt ins Studio, sondern lässt sie ein halbes, ein ganzes Jahr an ihren Songs arbeiten. Er hört sich regelmäßig - meist mit geschlossenen Augen hinter seiner Sonnenbrille auf einem Sofa liegend - die Demosongs an, kommentiert, gibt Ratschläge, schickt sie an ihre Arbeit zurück. Erst wenn diese Audition durchlaufen ist, beginnt der Feinschliff mit der Aufnahmezeit im Studio. Eine seine „Hausbands“ sind die Red Hot Chili Peppers, deren Alben seit „Blood, Sugar, Sex, Magik“ er alle produzierte. Exemplarisch für Rubins Arbeitsweise ist, was Flea dem Magazin „Bass Player“ erzählte. Flea, der normalerweise auf seinem Bass komponierte, wurde mit einem kleinen Anschubser von seinem Produzenten auf eine neue Schiene gesetzt. „Rick Rubin organisierte mir eine Martin Akustik, und ich kaufte mir ein Neil Young-Songbook, um Akkorde zu lernen. Das Gitarrenspiel war mir definitiv hilfreich. Ich dachte nicht mehr in erster Linie an die Bassläufe und die Grooves, jetzt überlege ich immer öfter, welche Akkordfolgen zueinander passen.“ Nur einer der vielen Kniffs, die Rubin mit Erfolg in seiner Tätigkeit als zuhörender Produzent anwendet. \⇥rm
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