Von Richard Mariaux
Regelmäßig besucht er mit unterschiedlichen musikalischen Projekten seine alte Heimat. Im September eröffnete Christoph Titz mit dem Art’n Schutz Orchester die neue Location Area 28 der MuFab am Grünen Weg. Am 18. Oktober spielt er – diesmal mit seinem Quartett – beim Zeltfestival der Grundschule Am Höfling in Aachen. Bei einem Treffen in Berlin erzählt der vielgefragte Trompeter von seinen ersten Stationen im Rheinland, seiner jetzigen Heimat Berlin und seinen Tourneen durch Polen. „Ich hatte, bevor ich nach Berlin ging, bereits sieben Jahre in Köln gelebt. Ich dachte, da gehst du nicht hin, da findest du keinen Parkplatz (lacht). Vorher wohnte ich in Moresnet und Vaals, das fand ich gemütlich! Ich bin ja auch erst mit 27 Jahren aus Kornelimünster weg, wo wir mit den Eltern hingezogen sind, als ich schon 20 Jahre alt war. Groß geworden bin ich in Stolberg-Büsbach.“ In Aachen reden noch heute viele von seiner ersten Band Scetches: Werner Lauscher, Marc Lehan, Roland Peil, Michel Bisceglia und er setzten mit ihrem Latin-Jazz-Funk auf insgesamt drei Alben weit über die lokale Szene hinaus Maßstäbe. 2004 erschien seine erste Soloplatte „Magic“ die ihm später viele Türen in Berlin öffnete. Percussionist Roland Peil war wieder mit dabei und auch Gitarrist Philip Niessen, der später unter anderem in den Bands von Stefan Raab oder Max Herre spielte. „Ein ganz wichtiger Bassist war Christian von Kaphengst für mich. Er spielte damals bereits mit dem Kollegen Till Brönner. Durch Christian bin ich dann in Berlin im Jazzclub „A-Trane“ gelandet (in dem Christoph mehrmals im Jahr auftritt). Mein Album „Magic“ lief zwei, drei Jahre immer in diesem Club - in den Pausen, nach den Konzerten … Die Crew des Ladens liebte es über alles! Kaphengst, der auf meinen ersten drei Soloplatten zu hören ist, war bereits ein Jahr vorher nach Berlin gezogen. Er wohnte direkt neben dem A-Trane und meinte: Komm doch auch. Meine Beziehung war zu der Zeit zu Ende, überlegte noch kurz: Macht das Sinn, ist das wirtschaftlich clever? Ich wusste nur: Das ist eine Insel, das ist weit weg, du fährst jetzt noch mehr.“ „Als ich 2006 nach Berlin gekommen bin, war es leicht Wohnungen zu finden. Berlin-Charlottenburg, dritter Stock, mit Balkon. Ich habe eine Übungskabine in der Wohnung, wo ich den ganzen Tag ungestört Trompete spielen kann. Ich war erst zwei Monate hier, und dann hat es sich ergeben, dass ich in Köln – ich spielte hier seit mehreren Jahren in der RTL-Showband von „Deutschland sucht den Superstar“ – abends in einer Kneipe meine Frau Natalia kennenlernte. Nur wohnte ich jetzt in Berlin. Das war dann eine schwierige Situation: Nach Berlin ziehen und in Köln eine Frau kennenlernen. Sie zog zwar erst nach einem Jahr mit nach Berlin, aber nach zwei Wochen schaffte sie es – als gebürtige Polin – schon, meine Platte „Magic“ im polnischen Radio unterzubringen. Und kurz darauf spielte ich an einem Samstagabend in der Warschauer Altstadt beim „Jazz na Starowce“ bei freiem Eintritt vor fünf-, sechstausend Leuten. Das war Wahnsinn! „Magic“ lief überall im Jazzradio, und ich habe an einem Festivalabend an die 170 CDs verkauft.“ Berlin wurde auf einmal passend für Christophs Aktivitäten – auf halber Strecke zwischen Polen und Köln/Aachen. Er spielte in unzähligen Clubs in Polen, in der Philharmonie in Danzig und Slupsk, bei den sonntäglichen Trojka Radio Live Konzerten, hatte viele Gastauftritte. Bei einem Workshop lernte er den polnischen Saxophonisten Adam Wendt sowie den Pianisten Leszek Kulakowski kennen. „Diese Herzenswärme in der polnischen Szene hat mich unheimlich gekickt. Im Oktober und Dezember spiele ich wieder dort“, erzählt er strahlend, „und dazwischen bin ich im November mit Señor Coconut in Südamerika“. Vor Ort engagiert und vernetzt sich Christoph auch bei der „Transmusicale“ sowie der „Berlin Music Commission“. Er fühlt sich pudelwohl in Berlin. Was reizt ihn besonders an der Stadt? „Die Diversität, die verschiedenen Stadtviertel, das ist immer wie in eine neue Welt einzutauchen. Eine Zeit lang war ich viel in Kreuzberg und Neukölln unterwegs, einmal die Woche unterrichte ich in Köpenick. Ich gehe auch gerne in Galerien und Museen oder mal in die Berliner Staatsoper – die künstlerische Qualität in dieser Stadt ist ungemein hoch. Ich will gerne weiterhin in Berlin bleiben. Meine Tochter ist jetzt 14 Jahre alt, das heißt, das wären sowieso erst einmal weitere vier Jahre.“ Christoph Titz ist aber auch regelmäßig zu Gast in Aachen. Jährlich spielt er im Art’n Schutz Orchester das Neujahrskonzert im Ludwig Forum. Im Quartett oder Septett – mit De Phazz-Sängerin Pat Appleton – gastiert er abwechselnd auf Burg Wilhelmstein und im Aachener „Franz“ oder dem „Talbahnhof“ in Eschweiler. Auch sein Multimedia-Projekt „Father & Son“ mit von ihm vertonten künstlerischen Arbeiten seines Vaters kamen auf der Burg Frankenberg sowie gerade erst in der Bergkirche Kornelimünster zur Aufführung. Am Rande Das Christoph Titz Quartett tritt am 18.10. im Zirkuszelt an der Grundschule Am Höfling auf.
Besetzung: Christoph Titz – Trompete/Flügelhorn, Volker Meitz – Keyboards, Juan Camilo Villa – Bass, Alfonso Garrido – Drums/Percussion.
Das Quartett spielt vor allem neue Songs des bald erscheinendem Albums „Walking The Corner“.
Am 20.10. ist das Lagerfeuer-Trio zu Gast. Beide Konzerte beginnen um 20 Uhr.
www.zeltfestivalamhoefling.de
www.christophtitz.de
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