Ladies and Gentlemen: We’re floating into space! Das ist der vordergründige Eindruck, wenn man sich das mehr als dreistündige neue Werk von Nils Frahm angehört hat. „Music For Animals“ verleitet zu einer liegenden Position. Entspannung, die Augen geschlossen oder der Blick in einen von Wolken durchzogenen Himmel. Eigentlich changiert der unkonventionelle und weltbekannte Berliner Pianist, Komponist und Produzent zwischen klassischer und elektronischer Musik, aber das neue Frahm-Werk steht klassikfern und ohne Klavier eher in musikalischer Nähe zu Brian Eno, Tangerine Dream, Popol Vuh oder der Musik des unlängst verstorbenen Klaus Schulze. Der Albumtitel „Music For Animals“ stellt einerseits eine ironische Referenz an die Konzeptalben der 1950er Jahre dar – so wie Raymond Scotts „Music For Babies“ – und ist andererseits ein augenzwinkernder Wink in Richtung momentaner Playlist-Gepflogenheiten. „Ich empfinde eine gewisse Frustration über diese aktuell zu beobachtende Funktionalisierung der Musik; all diese Playlisten mit Namen wie Music For Sleeping, Music For Focus, Music For Masturbation“, erklärt Frahm schmunzelnd. „Music For Animals“ entfaltet sich in einem gemächlichen, meditativen Tempo und wird durch das Zusammenspiel von Klangfarben, Timbre und Textur zu einer eindringlichen und intensiven Hörprobe. Gleichzeitig funktioniert das Album als das, was Erik Satie einst als „Furniture Music“ beschrieb; das Publikum wird eingeladen, die Werke gleich Klangräumen je nach Gusto zu betreten und wieder zu verlassen. „Meine ständige Inspiration war“, so Frahm, „sich etwas ähnlich Hypnotisierendes wie einen riesigen Wasserfall oder die Blätter eines Baumes im Sturm anzuschauen. Es ist gut, dass wir Symphonien und andere Musik hören können, die eine gewisse Entwicklung haben. Aber der Wasserfall und die Blätter brauchen keinen ersten, zweiten oder dritten Akt und keinen Höhepunkt. Manche Leute sehen einfach gerne zu, wie das Wasser fällt, hören die Blätter rascheln und beobachten, wie sich die Äste bewegen. Dieses Album ist für sie.“ \rm
15.10.
Nils Frahm
„Music for Heerlen“
20.30 Uhr, Theater Heerlen
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