Antony Hegarty beginnt das vierte Album von Antony & The Johnsons verhalten. Zu Piano- und Harfenklängen, später kommen noch Streicher und Perkussion hinzu, tastet er sich behutsam in den sich in fiebrige Spannung hineinsteigernden Albumopener. „Everything Is New“ ist das erste von elf herzerwärmenden, aus klassischer Musik, Jazz, Folk und Pop-Avantgarde destillierten Kunstliedern - darunter ein aufregend schönes Duett mit Björk („Flétta“) - , in denen sich der preisgekrönte Sänger eine andere, bessere Welt herbeiträumt. „Everything Is New“ darf aber auch als Programm verstanden werden, wenngleich sich die Neuerungen/Veränderungen erst langsam entschlüsseln. Die Arrangements klingen üppiger und weniger kammermusikalisch als zuvor. Verzerrte Gitarren dominieren das delirierende Titelstück. Orgel und Progrock-Einflüsse prägen „I’m In Love“. Schlagzeug, Keyboards und Bläser verwandeln „Thank You For Your Love“ (fast) in eine Popballade. Und wann hat man von Antony einen zarteren Folksong als „The Great White Open“ gehört? Tatsächlich entdeckt man bei jedem weiteren Hördurchgang neue, kleine und große Veränderungen im Sound dieses außergewöhnlichen Sängers und seiner großartigen Band.
vst
(Rough Trade/Beggars/Indigo)
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