„Arbeit Nervt“ kam genau auf dem Höhepunkt der ersten Finanzkrise und erhielt mit jedem Tag, der verging immer stärkeres Gewicht. Deichkind: Die Chronisten der Dauerkrise aus dem Blickwinkel der Bierdosen-Party-Fraktion. Und doch ist ihr Krawall bei allem Quatsch immer schlau und gleichzeitig asi, albern und ernst. Also große Kunst. Spannende Frage vor der neuen Platte: Würden sie den Tod ihres genialen Produzenten Sebi Hackert verkraften? Teils teils. Erst mal die Hits: „Illegale Fans“ könnte auch Hymne der Piratenpartei sein, „Partnerlook“ ist Monty Python im Minimal House, „Bück Dich“ das endgültige Pamphlet zu rückgratlosen Karrieristen in der bunten Werbe- und Medienwelt, gebettet auf einem zwingenden Beat. Absoluter Höhepunkt: „Leider Geil“, das Lied über den Kobold des Bösen in uns, der uns dazu bringt, wider besseren Wissens doch das Falsche zu tun: „Kleine Kinderhände nähen schöne Schuhe, meine neuen Sneakers sind: Leider Geil!“ Musikalisch fehlt dann doch leider manchmal der Druck, richtig Schwung bekommen die Tracks dann wohl erst live. Ist aber nicht schlimm. Denn Deichkinds psychedelische Kommentierung der hässlichen Gegenwart war selten so wichtig wie heute. Oder wie sie selbst sagen: „Die Platte von Deichkind war nicht so mein Ding, doch ihre Shows sind: Leider Geil.“
/// kk
(Vertigo/Universal)
„Befehl von ganz unten“ erscheint am 10.2.
Bewertung der redaktion
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