Fast zu schade, dass Marsimoto nur als hochgepitchter Außerirdischer rappt, denn seine Reime sind feine Reime. Verkifftheit als ideologischer Grundzustand wird als Vorwand genommen, um zielgenau Wahnsinn zu verbreiten. Aber von wegen Gedankenschwäche: „Was ist denn mit der Realness? Alle nur noch Wellness.“ Und die Beats halten mit. Das ist wohl das seltsamste Zeug, was hierzulande unter dem Label Hip Hop veröffentlicht wurde, oder fast auf einer Weirdness-Stufe mit der zweiten Divine Styler. Aber was heißt schon seltsam: Die Musik des Albums beweist endlich wieder mal in voller Breite, dass jede Musik Hip Hop werden kann. „Ich nehm’s nicht so ernst mit der Hygiene, ich bin da eher wie ’ne Hyäne.“ Na gut, „Wo Ist Der Beat“ ist echter Psychostoff, „Ich Tarzan, Du Jane“ die schönste Liebesballade, die die Detroit Grand Pubahs nie geschrieben haben. Und „Alice im W-Lan Land“ paranoider Prog-Hip-Hop, wie ihn noch nie jemand gehört hat. Anstrengend, spaßig und lehrreich.
/// Karl Koch
(Four Music/Sony)
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