Vielleicht war Brit Pop so langweilig geworden, weil er nur von Jungs gemacht wurde, die nur auf die Traditionen der Insel schielten, Zwerge auf den Schultern von Giganten. Wie es auch anders geht zeigt Nilüfer Yanya, die ihren britischen Pop relaxt angeht, mit internationalen Einflüssen, leicht funky, ungenannte Franzosen wehen duftig herüber.
Nilüfer Yanya besitzt eine unglaublich androgyne Stimme, damit lassen sich beim Blindtest Wetten gewinnen. Und wie sie es so schafft The Kooks mit Prefab Sprout im Abklingbecken zu vereinen, das lässt staunen. Trotz ihrer Jugend hat ihre Musik schon etwas Resignatives bei gleichzeitiger Eleganz, hat da jemand Sade gesagt? Behutsam kreisen ihre Songs um den großen Moment, als hätte sie Angst, die geballten Mittel zum Einsatz zu bringen In den langsameren Nummern ein paar Spritzer von Cocteau Twins, und dann plötzlich: Roxy Music, wenn sich bei „Paradise“ ein Saxophon von hinten anschleicht.
„Baby Blu“ ist dann fast schon eine Variante des Souls der Jungle-Kollegen, und mit diesen gemeinsam hat Nilüfer die Post-Everything-Attitüde: Alles ist schon passiert, Pop war nur eine weitere fiese kapitalistische Appropriationstechnik. Aber in dieser Erkenntnis steckt Schönheit, wie etwa bei „Melt“, ein Spätsommergroover, der sich in eine herrliche Intensität hochschraubt. Viel zu entdecken hier, ein wahnsinnig vielfältiges Debut. \ kk
(ATO Records/PIAS/Rough Trade)
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