Zuerst ging es in die Antike: Mit „Der Fluch der Tantaliden“ schufen drei Protagonisten im gemeinsamen Projekt Dlé ihr Debütalbum auf dem Label „Kreismusik“. Die Rap-Oper aus der griechischen Mythologie wanderte mit allerbesten Kritiken versehen vom Aachener Mörgens weiter ins Nationaltheater Mannheim. 2022 geht‘s mit „Wack to the Future“ zurück in die Zukunft. Auch die neue Hörspielproduktion entstand zuerst in Aachen als Theaterstück unter dem Namen „Android Ergo Sum“.
Aber worum geht es genau? Wir schreiben das Jahr 2075. Es ist das Zeitalter der omnipräsenten MADI (Multiple Artifizielle Dividuelle Intelligenz), die der selbstzerstörerischen Natur des Menschen Einhalt geboten und ein paradiesisches Gesellschaftssystem installiert hat. Kriege, Hungersnöte, Konsum sind überwunden. Die von der maschinellen Intelligenz gesteuerte Menschheit lässt sich von Androiden, Robotern und Nano-Bots bedienen. Doch dann passiert ein Mord. Da sämtliche Crime-Solve-Algorithmen der MADI versagen, ermittelt mit Jeanne Kran eine der wenigen menschlichen Kommissarinnen in dem Fall und sorgt am Ende für eine verblüffende Auflösung. Hinter den Pseudonymen Jaques Tabaques, Jaxxon Mehrzweck und Kemo stecken Tim Knapper vom Ensemble des Theater Aachen, Florian Hertweck, Professor an der Filmuniversität Babelsberg und Malcolm Kemp, musikalischer Leiter des Schauspiels am Theater Aachen.
Malcolm Kemp: „Tim ist hauptsächlich für die Texte zuständig, Florian, der studierter Schauspieler ist, aber seit vielen Jahre hauptsächlich als Regisseur arbeitet, ist zwar auch für Text zuständig, mischt aber in allen Bereichen mit. Er ist unser Dramaturg, Regisseur etc.. Ich bin für die Beats und für die Musik zuständig. Wobei man sagen muss, dass bei diesem Projekt alle ihren Input und Ideen in den einzelnen Bereichen durchaus einbringen können.“Die knapp einstündige Story ist vollgepackt mit textlichen Anspielungen an unterschiedliche Genres: Comics, Travestie, Sci-Fi. Der Mord und seine Ermittlung erinnern an klassischen Crime Noir - und gegen die mit kreativen Ideen gefüllte Ausgelassenheit dieser „Roap“ (halb Rap, halb Soap) verblassen dann auch schnell Vergleiche wie der mit den „Die drei ???“.
„Die Grundidee, eine Zukunfts-Geschichte zu erzählen, die keine Dystopie ist, sondern eher eine Utopie, stammt von Tim. Die Ausarbeitung dieser Idee, und dass das Ganze als Krimi angelegt werden soll, stammt von uns allen“, so Malcolm Kemp. Als musikalischer Direktor greift er tief in „Kemo‘s Musikkiste“ (Titel seiner damaligen Musikreihe im „Mörgens“): HipHop, Electro, Funk, Klavier-Etüden, flächige Synthesizer- und artifizielle Maschinensounds bilden die Basis für die Raps, die gesprochenen Mono- und Dialoge. Am meisten Spaß macht „Wack to the Future“ mit dem Textbooklet auf dem Sofa. Die sprachlichen Feinheiten, die Ironie zwischen den Zeilen und der überdrehte Witz offenbaren sich hier perfekt.
„Übrigens wurde unser Stück „Android ergo sum“ vom Staatstheater Dresden gekauft und wird dort ab dem 2.7.2022 von SchauspielerInnen des dortigen Ensembles aufgeführt“, erzählt Malcolm zum Schluss. Bleibt der Wunsch, dass die Drei von Dlé möglichst bald einen Aufführungstermin in Aachen finden. \⇥rm
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