Aber einige werden sich noch daran erinnern, dass die aus Woodstock (NY) stammende Pianistin mehr als 10 Jahre, zusammen mit dem Bassisten Mark Dresser und dem Drummer Gerry Hemingway, zum „revolutionary Anthony Braxton Quartet“ gehörte.
Ihr explosives intuitives Spiel, in der Tradition eines Cecil Taylor, festigte Crispells Ruf, als innovativste Pianistin des Free Jazz. Die acht Stücke auf „Table of Changes“ bekennen sich explizit zu dieser Vergangenheit.
Neues Niveau
Live mit Hemingway (Schlagzeug, Percussion, Vibraphon) bei vier verschiedenen Konzerten aufgenommen, hebt Crispell ihre Kunst allerdings auf ein neues Niveau. Es gibt absoluten Absturz, fast zärtlich sinnsuchende Momente und dann wiederum kathartische Eruptionen.
Liebhaber der Jazzavantgarde werden auf ihre Kosten kommen. Vor allem aber bezeugen diese 66 Minuten, mit welcher Brillanz und Klarheit Crispell und Hemingway ihre Message von Liebe, Befreiung und Empathie transportieren können.
Inzwischen kann Marilyn Crispell guten Gewissens in einem Atemzug mit Toshiko Akiyoshi, Irène Schweizer, Paul Bley oder Cecil Taylor genannt werden.
Denn ihre ungezügelte und trotzdem behutsame Interaktion mit Gerry Hemingway zeigt, dass heute selbst die Hälfte des Himmels genug Zentrifugalkräfte beinhaltet, um alle Maßstäbe durcheinander zu wirbeln. \ z’kay
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