Jörg Polzin, Inhaber dreier Kneipen, steht eigentlich von nachmittags bis spätnachts hinterm Tresen seiner Lokale, ist Barkeeper, Kellner, Türsteher, Eventveranstalter und Zuhörer in einem. Natürlich nicht alleine, sondern mit seinem Team. Drinnen wird gekickert, gequizzt, gefeiert und getanzt. Draußen im Biergarten und vor den Fensterfronten gequatscht. Zumindest bis vor einigen Wochen. Da war mit all dem Schluss. Alle Läden mussten schließen, der Umsatz brach weg. Aber Jörg Polzin, der ahnte, dass sich die Maßnahmen für Kneipen und Bars so schnell nicht lockern würden, hatte eine Idee, um zumindest einen seiner Läden – zwar auf Sparflamme – aber immerhin etwas am Laufen zu halten. Jetzt gibt es im Sturmfrei neben Cocktails, Bier und Softdrinks einfach Eis am Stil, Frikadellen und belegte Sandwiches. Zum Mitnehmen, versteht sich. Und trotz anfänglicher Bedenken, sagt Polzin jetzt: „Ich bin positiv überrascht. Natürlich ist das hier nicht mit einer normalen Tageseinnahme vergleichbar, aber Umsatz ist Umsatz!“
Viele Stammkunden kommen und unterstützen ihre Lieblingskneipe jetzt mit dem Kauf eines Eises oder kommen zum kurzen Plausch vorbei und ziehen dann mit ihrem Getränk weiter. Der Mindestabstand für den Verzehr muss natürlich auch hier eingehalten werden. „Ich hab die Aktion hauptsächlich gemacht, damit etwas Geld für meine 450 Euro-Kräfte reinkommt. Sobald die Lockerungen weitergehen, habe ich den Biergarten mit den nötigen Abstandsregeln bereitgemacht. Da muss ich aber natürlich auch noch hoffen, dass der Wettergott mitspielt.“
Wer sich jetzt wundert, warum nicht jeder Kneipier mit Eis am Stil oder ähnlichen Aktionen gegen die Krise vorgeht, dazu braucht es eine Schenk- und Speiselizenz, die Polzin glücklicherweise für einen seiner Läden hat. Und deshalb kann er jetzt täglich von 16 bis 21 Uhr hinter einer Plexiglasscheibe im Sturmfrei stehen und abgepackte Speisen , Eis und Getränke verkaufen. Natürlich ist das keine Dauerlösung. „Schön wäre es, wenn man einfach mal ein konkretes Datum hätte, wann es weitergeht!“ Mit der Meinung ist Polzin mit Sicherheit nicht alleine. Aber solange geht es für ihn zumindest weiter. Und das Viertel dankt! \ kw
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