Keine Konzerte weit und breit und auch der Proberaum offenbart in der Enge seine pandemischen Tücken. Die Aachener „Musik-Trash-Kabarettgruppe“ (Selbstbezeichnung) Heinz im Sinn & the Geteiltdurchs nutzen den Stillstand der Stunde und veröffentlichen ein Buch. 112 Seiten voller Illustrationen, Gedichte und Liedtexte – darunter die Klassiker „Apokaliebste“ oder „Kandinsky Sünde sein?“
Heinz im Sinn lavieren im Schlagschatten eines Robert Gernhardt, der Briten von Monty Python oder der Kabarettblödler von Insterburg & Co. – geistreich wie sinnentleert. Im Zweifel dem Kalauer zu Ehren und dem Reim geopfert.
Fast allen vier Herren im besten Dichteralter sind die Stolperfallen der Germanistik bestens vertraut, haben ihre Hausaufgaben, beziehungsweise ihren Bachelor, gemacht und sind dem Beruf des Lehrers von dannen geeilt. Doch Michael Stetter, Gerhard Horriar, Joachim Siemon-Croé und Mathias Wien haben in der Ausübung von komischer Kunst ihre Berufung gefunden – der eine oder andere Brotjob (Deutsch als Fremdsprache) hält sie keineswegs von ihren musikalisch wie dichterisch ambitionierten Exkursionen ab.
Ein Wort zu den schönen Illustrationen. Sie stammen durchweg von Schlagzeuger Michael Stetter, der sich als perfekter bandinterner Illustrator entpuppte: Comics mit Sprechblasen, illustriertes Kunst-Zitat (Manets „Das Frühstück im Grünen“), schwarz-weiß Schraffiertes wie im Linolschnitt. Schlagzeuger sind halt stille Wasser. \ rm
gravur-verlag.eu/stillruthdersee
„Still, Ruth, der See!“
GRAVUR Verlag
112 Seiten
30 Euro
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