Es fing an mit einem Geschenk: „Gute Freunde haben mir zum Geburtstag ein Brau-Set geschenkt“, erzählt Heiner Bach. Das war zu Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Frühjahr. Bach braute sein erstes Bier – und das Hobby nahm ihn gefangen. Seitdem hat er viel gebraut und viel gelernt. Vor allem, dass das Herstellen eines eigenen Bieres eine ganz besondere Erfahrung ist.
Bier selbst brauen – das ist zwar nicht ganz einfach, aber auch nicht so kompliziert, wie mancher denkt. Man braucht das richtige Zubehör, Geduld und genügend Muße, nach dem Brauen auch ordentlich sauber zu machen.
Für den ersten Schritt benötigt der Hobbybrauer Wasser, Malz und einen Topf. Wasser und Malz werden gemeinsam erhitzt. So entsteht die sogenannte Maische. Der nächste Schritt ist das Läutern: Dabei trennt man die Flüssigkeit von den Feststoffen. „Das war beim ersten Mal ein abenteuerliches Unterfangen mit einem Küchensieb“, sagt Bach. Das ausgelaugte Malz heißt im Fachjargon Treber, die entstandene Flüssigkeit ist die sogenannte Würze. Diese kocht man und fügt den Hopfen hinzu. „Je früher der Hopfen in die Würze kommt, um so bitterer wird das Bier, je später um so hopfiger“, weiß Bach.
Nach etwa eineinhalb Stunden Kochzeit lässt man die Flüssigkeit auf 20 bis 30 Grad abkühlen, filtert den Hopfen heraus und gibt alles zusammen in ein Braugefäß. „Hefe dazu und ab in den Keller“. Jetzt heißt es: Warten. Es können bis zu zwei Wochen vergehen, bis das Bier in die Flasche kommt – und dort muss es erneut vergärt werden. Etwas Zucker dazu, „damit die Hefe etwas zu futtern hat, und Kohlensäure produziert“, sagt Bach. Das sollte beim Umfüllen der Flaschen auch unbedingt beachtet werden – sonst kann es durchaus passieren, dass während des dann folgenden Reifeprozess Flaschen platzen. Keine schöne Angelegenheit, wenn sich die wochenlange Arbeit auf den Keller- oder Badezimmerboden ergießt.
Reinheitsgebot gilt nicht
Nach vier bis sechs weiteren Wochen ist es endlich soweit: Man hält das selbstgebraute Bier in den Händen: „Es war ein gutes Gefühl“, sagt Bach. „Und es hat erfreulich gut geschmeckt.“ Das ist eine Bestätigung der eigenen Arbeit, denn trotz erster Geschmacksproben kann ein Hobbybrauer nicht vorhersagen, ob sich die Arbeit geschmacklich gelohnt hat.
Einen großen Vorteil hat die Hobbybrauerei: Das deutsche Reinheitsgebot spielt keine Rolle. Sprich: Zusätze sind erlaubt und gern gesehen: „Ich habe schon Bier auf Kirschen und Himbeeren vergoren. Besonders lecker war das Mojito-Bier. Dafür habe ich am Ende des Würze-Kochprozesses Minze, Zitrone und Limettenschalen hinzugefügt“, sagt Bach. Das Bier kam auch bei den Testtrinkern am Aachener Hobbybrauer-Stammtisch gut an. „Meistens bringt jeder ein bis zwei Flaschen mit und die werden dann gemeinsam verköstigt“, erklärt Bach.
Ansonsten greift er gerne auf seine Freunde und Bekannten zurück: „Im Sommer habe ich verschiedene gebraute Biere an Freunde verteilt, wir haben uns dann online getroffen und sie gemeinsam probiert.“
Doch wie beginnen mit dem Brauen? Brau-Sets, wie Heiner Bach eines geschenkt bekam, seien ein guter Einstieg in die Hobbybrauerei: „Sie verzeihen auch den ein oder anderen Fehler“, sagt Bach. Das wichtigste sei die Sauberkeit: „Man holt sich sonst Infektionen ins Bier. Dass heißt, dass im Gärbehälter oder in der Flasche Mikroorganismen gewesen sind.“ Auch Fehlgeschmäcker können leicht ins Getränk geraten: Wenn das Bier einen „gemüsigen Geschmack“ hat, liege das meistens an Dimethylsulfid. Diese organische Verbindung entstehe, wenn die Würze nicht ausreichend gekocht werde, oder der Deckel beim Kochen oben auf dem Topf bleibe. Dann könne der Dampf nicht entweichen, erklärt Bach. Bei der Frage, welches Bier er denn empfehlen könne, denkt er einen Moment nach: „Ich denke, ich würden den oder diejenige fragen, was er sonst gerne trinkt. Danach kann man eine Empfehlung geben.“ Zudem: Manchmal ist es auch eine Frage von Zeit: Bei den bekannen India Pale Ales (IPA) zum Beispiel. Viele sogenannte Craft-Beer-Anbieter setzen auf diese hopfigen, manchmal fruchtigen Biere. „Die einen stehen sofort darauf, bei den anderen dauert es manchmal etwas länger“, sagt Bach. Ohnehin gilt: Lieber einmal zu viel probieren als einmal zu wenig. Manchmal dauert es einfach, bis ein ungewöhnliches Bier schmeckt. Der Variantenreichtum bei Craft-Beeren, aber gerade bei Selbst-gebrautem ist hoch. Und wenn er ein besonderes Bier gefunden hat??„Dann versuche ich mittlerweile herauszuschmecken, welchen Hopfen die Brauer wohl genutzt haben. Was sie noch hineingetan haben. Man bekommt dadurch ein ganz neues Gefühl für Bier.“
Neben dem Mojito-Bier hat sich Heiner Bach auch schon an anderen, eher exotischen Geschmacksrichtungen probiert: Er braute ein Printenbier und ein Oreo-Stout. Diese Kreativität ist es, was das Hobbybrauen ausmacht – und das fast schon meditative Rühren der Würze. Eine ganz eigene Art von Selbstfindung im Bier. \eon
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