Herr Prof. Baumann, nach 12 Jahren als Rektor gehen Sie in den Ruhestand. Ein guter Zeitpunkt, um zurückzublicken.
lch kann mich noch lebhaft an die Feier „40 Jahre FH Aachen“ erinnern. Jetzt stellen wir fest, dass wir uns in diesen zehn Jahren ganz schön verändert haben. Wir sind von knapp 8.000 auf über 15.000 Studierende gestiegen. Die Westlage der FH Aachen ist aufgebrochen worden. Wir sind somit im Zentrum Europas und wollen auch als euregionale Hochschule mit Verbindungen nach Belgien und in die Niederlande entsprechende Impulse setzen. Das erfüllt mich schon mit einer gewissen Freude, dass diese Hochschule sich in der Region wirklich etabliert hat.
Was kann die FH, was die RWTH nicht kann?
Unsere Aufgabe ist es, die Region zu starken. Das heißt, wir arbeiten zusammen mit den mittelständischen Unternehmen. lnsofern kommen wir uns auch mitder RWTH nicht ins Gehege, die arbeiten in erster Linie mit Großunternehmen zusammen. Wir sind da, wo es um die Umsetzung geht. Da brauchen Sie disziplinenübergreifende Forschung. Und die findet an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften, früher Fachhochschule, statt. Außerdem ist es bei uns schon ein bisschen familiärer. In der Zeit, als ich noch kein Rektor war, konnte ich mittags in der Mensa fragen, ,wo waren Sie denn heute Morgen?‘, wenn ich die Studierenden nicht in der Vorlesung gesehen habe [lacht]. lch glaube, mit diesem Kontakt können wir auch auf hohem Niveau wissenschaftlich ausbilden.
Stichwort Kontakt: Gibt es Alumninetzwerke?
Wir arbeiten stetig an dem Ausbau unseres Alumni-Netzwerks. Vor ein paar Jahren ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: lch war in China. Wir haben ja sehr viele chinesische Absolvent:innen, und da gab es eine Veranstaltung von der RWTH und der FH in Shanghai. Die Leute kamen in Scharen. lch glaube, da waren über 1000 Menschen, die sich dann, wieder zurück in China, ihrer alten Hochschule verbunden fühlten.
Hin zu den Menschen in Aachen: Wie sind Sie sichtbar für diejenigen, die nicht gerade an der FH studieren?
Gucken Sie in die sozialen Medien: Diese Woche habe ich erst Memes kennengelernt, weil jemandem aufgefallen war, dass mein Konterfei dabei verwendet wird. Das heißt, die Menschen fangen an, sich auch dort mit der FH zu beschäftigen.
Und das freut mich. Die Verbindung zu den Menschen in Aachen ist uns wichtig — nicht nur im wissenschaftlichen Bereich, sondern beispielsweise auch in der fünften Jahreszeit [Iacht]. Es ist ein tolles Gefühl, von unserem Karnevalswagen aus in diese lachenden Gesichter zu gucken und ihnen die Kamelle zuzuwerfen. Wenn wir DAS können — und ein Teil von Aachen in all seinen Facetten werden —, dann sind wir als FH Aachen mitten in der Stadt angekommen. Wir sind ein Teil von Aachen, und das auch als Menschen, die hier leben und arbeiten.
Was planen Sie fiir lhren Ruhestand? Werden Sie sich ganz und gar der Musik widmen?
lch werde nach Norddeutschland zuriickgehen. Sie erwischen mich auch gerade an der Südgrenze von Bremerhaven, da habe ich ein altes Haus gekauft und umgebaut. lch bin eine ganze Zeit zur See gefahren und auch in der Fischerei gewesen. Da werde ich mich wieder engagieren. lch habe früher schon in Bremerhaven gearbeitet, und natürlich habe ich in der Zeit auch Musik gemacht. Von den Musikern von damals sind auch noch welche da, vielleicht werde ich Kontakte aufnehmen.
Am Rande
Auf der Homepage der FH Aachen zum Jubiläum werden im Laufe des Jahres 50 Texte rund um die Geschichte der FH Aachen veröffentlicht. Wie läuft das Studium ab? Wie sieht es mit dem Frauenanteil aus? Und was machen Absolvent:innen eigentlich nach dem Studium? Wöchentlich gibt es ein neues lnfo-Stück.
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