Von Richard Mariaux
Chudoscnik Sunergia wird 30 Jahre alt! Seit 1991 organisiert die soziokulturelle Vereinigung Kunst- und Kulturveranstaltungen im Norden Ostbelgiens. Was mit einem Kunstabend unter Freunden begann, entwickelte sich zu einem nachhaltigen Veranstaltungskonzept. Heute bespielt und verwaltet die gemeinnützige VoG das 2015 eröffnete Kulturzentrum Alter Schlachthof Eupen.
Bereits im Herbst 1990 hatte es erste Try Outs gegeben. „Bei einer Veranstaltung in der Ochsenalm in Eupen kombinierten wir zum ersten Mal eine Ausstellung mit einem Konzert. Dies war quasi die Initialzündung zum Weitermachen“, so Andy Kockartz, Gründungsmitglied von Chudsocnik Sunergia neben Edgar Janssen, René Janssen, René Weling und Serge Prinz. Etwas später wurde der jungen Truppe empfohlen, eineVoG zu gründen. Nach einigen Versuchen der Namensfindung zum Konzept der Synergie war es 1991 endlich soweit.
Am 2. März 1991 fand die erste offizielle Veranstaltung der VoG Chudoscnik Sunergia in der Cafeteria der Sporthalle Eupen statt. „Wir boten einen bunt gemischten Abend an, eine Verschmelzung verschiedener Genres. Bildende Künstler, Dichter und Musiker waren dabei. Wir wollten bei diesem sogenannten Happening Kultur und Kunst in einem lockeren Rahmen anbieten. Freunde, Künstler und Kulturinteressierte gehörten zu den über hundert Besuchern“, so René Janssen, heutiger Geschäftsführer der VoG.
Es folgten zahlreiche Veranstaltungen in Eupen – im Kolpinghaus und im Foyer des Jünglingshauses und der Stamm der Sunergianer wuchs mit der Anzahl der Veranstaltungen mit. Der Alte Schlachthof Eupen wurde erstmals am 24. April 1993 als hippes Industriegebäude mit viel Potenzial für Ausstellungen, Konzerte und Modeschauen bespielt. Auch im Eupener Umland fand Chudoscnik Sunergia ständig neue Kulissen für Theater, Literatur, Kabaret und Happenings.
Die Millennium-Zeit stand ganz im Zeichen großer Namen und wachsender Festivals. Chudoscnik Sunergia konnte so manchen Top-Act ins Capitol oder zum Eupen Musik Marathon lotsen: von Joe Jackson, Foreigner, Sportfreunde Stiller und Clueso bis hin zu den Beatsteaks und vielen mehr.
Auch die kleine Schwester des 1991 entstandenen „Tag der Musik“ (seit 2001 Eupen Musik Marathon), sorgte für bunte Töne in der Eupener Unterstadt: Das 1995 gegründete HAASte Töne?! Festival entwickelte sich für die Unterstädter und für ein internationales Publikum zu einem jährlichen Straßentheater-Highlight.
Ein Traum geht in Erfüllung
Ein besonderer Moment in der Geschichte von Chudoscnik Sunergia war die Eröffnung des Kulturzentrums Alter Schlachthof Eupen im September 2015. Nach vielen Jahren Einsatz zum Erhalt des historischen Gebäudes und des Ausbaus in ein Kulturzentrum ging der Traum in Erfüllung, auch endlich diese Location bespielen zu dürfen und ein wenig sesshafter zu werden – auch wenn Veranstaltungen im öffentlichen Raum immer noch Teil des sunergianischen Veranstaltungskonzepts bleiben. René Janssen: „Unser Kulturprogramm für diesen Ort hat durchweg einen roten Faden. Das ist total wichtig, weil dadurch das Kulturzentrum diese Ausstrahlung hat.“
Bis zu 25.000 Besucher zieht das Kulturzentrum jährlich in seine für verschiedene Kunstsparten konzipierten Räumlichkeiten. 80 ehrenamtliche Mitglieder und 20 professionelle Mitglieder stemmen heute die Aktivitäten des Kulturbetriebs Chudoscnik Sunergia. René Janssen: Der „Verwaltungsrat hat eine Kontrollfunktion und besteht aus rein Ehrenamtlichen. Somit entsteht ein Gleichgewicht in der Vereinsstruktur – zwischen den ehrenamtlichen Mitgliedern und den Hauptberuflichen.“
Und wie hat sich ihre Arbeit durch Covid-19 verändert? „Wir müssen noch ein paar Erfahrungen sammeln. Die Konditionen, zu einer Veranstaltung zu gehen, sind mittlerweile in Belgien und Deutschland vergleichbar“, sagt der seit vielen Jahren programmverantwortliche Marc Cürtz.
René Janssen ergänzt, es habe nicht unbedingt etwas mit der Grenze zu tun. Manche Menschen seien noch vorsichtig und ängstlich. „Es gibt auch kulturaffine Menschen, die noch nicht geimpft sind“, sagt er. Generell könne man sich nicht beklagen: „Im Vorverkauf liegen wir schon etwas schwächer als vor Corona und um wieder auf das Level vor der Epidemie zu kommen, brauchen wir vielleicht noch ein Jahr.“ \
Am Rande
März 1991: 1. Veranstaltung in der Cafeteria der Eupener Sporthalle
seit 1991: Tag der Musik / „Eupen Musik Marathon“
seit 1995: „HAASte Töne?!“ (StraßentheaterFestival) seit 2008 Literaturfestival „SEITENstraße“
seit 2010: Sommerwerkstatt in Eupen (Kursprogramm für Kinder, Jugendliche & Erwachsene)
seit 2015: Inbetriebnahme Alter Schlachthof
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