Mitte August veröffentlichte die Deutsche Umwelthilfe e.V. eine Pressemeldung, in der sie die Einweg-Kampagne von McDonald‘s als besonders dreistes Greenwashing anprangerte: Auch beim Vor-Ort-Verzehr werde, im Gegensatz zu Filialen in Frankreich, meist Einweggeschirr ausgegeben. Wie steht es also um die gesetzlich verordnete Mehrweg-Pflicht und das Thema Nachhaltigkeit in der Gastronomie im Allgemeinen?
„McDonald’s gehört in Deutschland zu den ganz großen Klima-, Müll- und Umweltsündern.
Die Fast-Food-Kette war 2021 für einen mehr als 44.000 Tonnen schweren Verpackungsmüllberg und bundesweit in der Umwelt entsorgte Getränkebecher und Speiseverpackungen verantwortlich. Dabei zeigt McDonald‘s in Frankreich, dass sie auch anders können: Dort setzt der Fast-Food-Konzern aufgrund gesetzlicher Regelungen konsequent auf Mehrweg beim Vor-Ort-Verzehr. In deutschen Filialen findet man hingegen fast nur Einweg.“, so Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe.
Dabei ist die Fastfood-Kette kein Einzelfall, neben den drei Aachener Filialen gibt es ja auch noch Burger King, Kentucky Fried Chicken, Five Guys und unzählige kleine und größere Imbissbuden, in denen das Essen überwiegend zur Mitnahme beziehungsweise Lieferung nach Hause zubereitet wird. Die Trendforscherin Hanni Rützler attestiert schon lange die Zunahme des Delievery-Sektors, der Liefertrend ist ungebrochen.
Laut WWF ist der Verpackungsabfall in Europa in den letzten zehn Jahren um mehr als 20 Prozent gestiegen, bis 2030 könnte sich diese Zahl sogar fast verdoppeln, wenn nicht entgegengesteuert wird: Seit Anfang 2023 sind Gastronomiebetriebe, die Speisen zum Mitnehmen in Einwegkunststoffverpackungen und/oder Getränke in Einwegbechern verkaufen, verpflichtet, diese jeweils auch in Mehrwegverpackungen anzubieten. Das ist oft – vor allem für kleine Betriebe – organisatorisch herausfordernd, aber trotzdem lösbar.
Zu den Trendgerichten der letzten Jahre gehört die Bowls: Auf der Basis von Reis, Salat oder Nudeln werden Proteinquellen und Toppings hinzugefügt und in einer Schüssel, der namensgebenden Bowl, serviert. So gesund das Gericht an sich sein mag, gerade bei der Lieferung nach Hause oder dem To go-Verzehr fällt Müll an, der vermeidbar wäre. Von dem Müll, der als Ausschuss vor und auch bei der Zubereitung entsteht, ganz zu schweigen.
Eine Anfrage bei einigen Aachener Gastronomen blieb größtenteils unbeantwortet, nur ein Anbieter antwortete, dass mehr als 10.000 Bowls monatlich über die Theke gingen, davon 95 Prozent in Einwegschalen und nur 5 Prozent in Mehrwegverpackungen. Um das Problem anzugehen, wurden nun eigene Bowls bestellt, eine Kampagne soll die umweltfreundlichen Mehrwegbowls künftig bewerben.
Die Aachener Bäckerei Moss setzt seit einiger Zeit für ihren Coffee to go auf ReCup-Becher und hat allein 2021 so mehr als 31.000 Becher eingespart. Bei fast 3 Milliarden verbrauchten Pappbechern (das entspricht 43.000 gefällten Bäume, 3.000 Tonnen Rohöl, 1,5 Milliarden Liter Wasser und 40.000 Tonnen Abfall) jährlich in Deutschland mag das ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, aber es ist ein Anfang.
Ein Stück voraus ist das „Kanne Café“ im Eschweiler St.-Antonius-Hospital. Wer hier ein Getränk oder eine Speise außer Haus essen will, muss auf das Mehrwegsystem des Cafés zurückgreifen. Denn seit März verzichtet die Betriebsleiterin Vanessa Kronen in ihrem Lokal komplett auf Einwegverpackungen, um Müll zu vermeiden. Zur Kundschaft des „Kanne Cafés“ zählen Besucher und Patienten ebenso wie zahlreiche Mitarbeiter des Krankenhauses. Im Sinne der Nachhaltigkeit können vor allem Letztere auch ihren Kaffee in der eigenen Tasse eingeschenkt bekommen.
Denn kleine Betriebe wie Imbisse und Kioske können anstelle von Mehrwegalternativen ihren Kundinnen und Kunden ermöglichen, deren eigene Mehrwegbehälter zu befüllen. Ganz unkompliziert geht das beispielsweise an der Kaffeebud’ auf dem Wochenmarkt: Hier stehen die Stammgäste mit ihrem Kaffeebecher aus dem heimischen Küchenschrank an, um Cappucino und Co. zu bestellen. Geht doch! www.duh.de
www.dehoga-bundesverband.de
www.recup.de
www.relevo.app
www.vytal.org
https://baeckerei-moss.de
www.sah-eschweiler.de
Info
Inzwischen gibt es zahlreiche Food-Mehrwegsysteme, beispielsweise ReCup/ReBowl (Mehrwegverpackungen ohne Registrierung gegen Pfand), Relevo oder Vytal (Mehrweg-Systeme mit Registrierung über App).
Foto: ReCup/ReBowl
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