Eine Oral History über die Geschichte eines Musiklabels und seiner Protagonisten? Ja, ja, das kann man machen, zumal sich auf dem jetzt frisch 20 Jahre alten Berliner Indie-Label „Staatsakt“ eine bunte Mannschaft an Künstler*innen tummelt, die durchaus in eigenen und sehr verschiedenen Genres unterwegs sind. Allen gemeinsam ist nur die Zufriedenheit, unter dem Dach eines Labels gelandet zu sein, welches mehr wie eine bunte Patchwork-Familie von Gründer Maurice Summen und seinen Mitstreiter*innen geführt wird.
Zu den Familienmitgliedern gehören künstlerisch ganz unterschiedliche Musikerinnen und Musiker. Erwähnt seien einige wenige der Befragten: Jens Friebe, Andreas Spechtl (Ja, Panik), Tilman Rossmy (Die Regierung), Barbara Morgenstern, Björn Sonnenberg/Stefanie Schrank (Locas In Love), PeterLicht, Stella Sommer, Christiane Rösinger (ehem. Lassie Singers), Lambert, Frank Spilker (Die Sterne) oder Pedro Goncalves Crescenti (International Music/Düsseldorf Düsterboys).
In einem Chor unterschiedlichster Stimmen antworten vierzig Befragte auf eine bunte Mischung an Fragen: Stadt/Land (Herkunft Provinz), Wie kam’s zur Musik?, Drogen, Warum (West-)Berlin?, Wieso Staatsakt?, Existenzängste (Miete/Strom/Gas), Hits oder nicht, Spotify/Musik in der Cloud, Künstler & social media, das Leben in der Bohème, Livekonzerte, Hoffnungen und Zukunftsängste …
Die Antworten kamen nach einem Fragebogen („Da ist der Proust-Fragebogen ein laues Lüftchen dagegen!“, Jörg Heiser) zusammen. Aus zwei Millionen Zeichen wurde dieses Buch mit vielen schlauen Gedanken, Erkenntnissen, Träumereien und nur wenigen banalen Antworten lektoriert.
„Was erscheint, ist gut, was gut ist, erscheint“ ist ein Slogan, der dem Label passgenau vorangestellt ist. Der künstlerische Blick als Primat einer anscheinend locker von der Hand gehenden Geschäftstätigkeit hat Summen & Co. diese ereignisreiche Zeit aktiv in der deutschen Musikszene agieren lassen. Dann auf 20 weitere Jahre! rm
Markus Göres/Maurice Summen:
„Was erscheint, ist gut, was gut ist, erscheint – Staatsakt Stories“
Verbrecher Verlag, Berlin 2023
286 Seiten, 24 Euro
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