Von Richard Mariaux
Literarische Krimi-Lesungen, mal mit Musik und mal ohne, Krimis im Kinofilm und eine Reihe außergewöhnlicher Orte vom Theater Aachen, der Burg Frankenberg bis hin zum Polizeipräsidium oder dem Alten Schwurgerichtssaal im Justizzentrum – die Arbeitsgemeinschaft Aachener Krimitage hat es in der 11. Auflage geschafft, ein Programm mit der bisher höchsten Veranstaltungsdichte zusammenzustellen. Das spricht für den Elan und das Engagement der inhabergeführten Aachener Buchhandlungen sowie deren Partner VHS, Stadtbibliothek, Cineplex und einigen mehr.
Die Fäden der Organisation laufen bei Barbara Hoppe-Vennen und Walter Vennen von der Buchhandlung Schmetz am Münsterplatz zusammen. Schmetz ist alleine mit neun Veranstaltungen im Programm der Krimitage vertreten. Die beiden Inhaber erklären bei einem Kaffee dann auch gerne, was diesmal bei den Krimitagen so passieren wird und warum dieses Veranstaltungsformat quer durch Deutschland so erfolgreich ist.
Die „Aachener Krimitage“ sind inzwischen fast ein Selbstläufer. Barbara Hoppe-Vennen resümiert stolz: „Wir sind mittlerweile mit vielen Verlagen und Autor*innen so gut vernetzt. Wir kriegen eine Unmenge an Anfragen und müssen leider auch viele ablehnen.“
Keinesfalls abgelehnt wird der „Lieblingskulinariker“ unter den Krimischriftstellern – Martin Walker. Der ist bereits zum achten Mal in Aachen zu Gast, in diesem Jahr am 18. Oktober in der Eröffnungsveranstaltung im Franz in einer Doppellesung auf Englisch und Deutsch zusammen mit Walter Vennen. „Wenn wir die zehn mit ihm voll machen, dann kriegt er irgendwas Besonderes, wie die ,Goldene Ehrennadel der Aachener Krimitage‘ oder so etwas …“, sagt Barbara Hoppe-Vennen lachend und Walter Vennen ergänzt: „Er ist halt eine Rampensau auf der Bühne, er weiß sein Publikum zu unterhalten. Walker hat übrigens im Herbst eine weitere Neuerscheinung über Bruno, Chef De Police, die er uns bestimmt an dem Abend auch vorstellen wird. Bruno als Lebensretter in der Küche, mit vielen Rezepten.“
Krimifestivals allerorten. Hamburg, Marburg, Mord am Hellweg (Unna), Braunschweig, München, Gießen, „Tatort Eifel“, Wiesbaden, die „Crime Cologne“ – die Liste ließe sich endlos fortführen. Warum sind Krimifestivals so beliebt? „Man kann sich so wohlig gruseln, und man hat manchmal was zu lachen – viele Autor*innen bedienen das ja auch, indem sie es etwas humoristisch aufbereiten – und manchmal ist es sogar mit Livemusik verbunden“, glaubt Barbara Hoppe-Vennen.
„Das Format ,Krimi‘ ist für viele Leute ja erst einmal reiner Eskapismus, eine schöne Geschichte, und in aller Regel wird am Ende ein Problem gelöst. Es ist ein bisschen heile Welt, was über das Medium transportiert wird …“, so Vennen. „Das würde ich so nicht sagen,“ widerspricht Barbara Hoppe-Vennen. „Der cosy Krimi, sich zurücklehnen und sich was Nettes vorlesen zu lassen, ist die eine Geschichte. Aber es ist ja auch eine Faszination am Verbrechen, egal, in welcher Form. Aber man ist nicht wirklich involviert, sondern guckt von außen zu. Wir hatten ja auch schon einen Profiler in der Veranstaltung.“
Die gesellschaftliche Sehnsucht nach dem Krimi existiert beileibe nicht nur im gedruckten Bereich. Das Überangebot an Krimiformaten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wie bei den Privaten zieht sich tagtäglich durch das Fernsehprogramm. So ganz neu ist das allerdings nicht. Schon 1962 hieß es zumindest im Titel der seichten deutsch-österreichischen Komödie „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“.
In Teilen des deutschen Feuilletons wurde der Krimi, ähnlich wie das Genre Science-Fiction, in früheren Zeiten etwas stiefmütterlich behandelt. Doch seit vielen Jahren ist der Krimi raus aus der Schmuddelecke und literarisch haben nicht nur Autorinnen und Autoren wie Friedrich Ani (D), Sarah Paretsky (USA) oder Dominique Manotti (FR) einiges zu bieten. Walter Vennen: „Beim Krimi droht nicht die Gefahr der ,Über-Literarisierung‘. Man wird im seltensten Fall mit einem Text konfrontiert, wo man nicht weiß, was der Autor mir damit sagen will.“ Barbara Hoppe-Vennen hat direkt ein Beispiel aus den aktuellen Krimitagen parat: „Ein Tipp von mir ist Andreas Pflüger. Das ist wirklich tolle Literatur im Krimiformat.“ („Wie Sterben geht“, am 16. November in der Klangbrücke).
Termine im NOVEMBER:
So. 5.11. | 19 Uhr
Ingrid Davis, Ute Mainz & Edith Niedieck
Ladies Crime Night
Lesung
Mo. 06.11. | 19:30 Uhr
Krimitage Kino Spezial
Shutter Island
Film
Di. 07.11. | 19:30 Uhr
Elke Pistor
Ein Weihnachtsmann für alle Fälle
Lesung
AUSVERKAUFT
Di. 07.11. | 19:30 Uhr
Sandra Âslund
Im Herzen so kalt
Lesung
AUSVERKAUFT
Do. 09.11. | ab 9:30 Uhr
CineCafé – Film und Frühstück am Morgen
Mein fabelhaftes Verbrechen
Film
Fr. 10.11.| 19:00 Uhr
Anselm Weyer
Die aberwitzigen und blutrünstigen Verbrechen der Brüder Heitger
Lesung
Mo. 13.11.| 19:30 Uhr
Krimitage Kino Spezial
See How They Run
Film
Mi. 15.11.| 19:30 Uhr
Uta Seeburg
Der treue Spion
Lesung
Do. 16.11.| 19:30 Uhr
Andreas Pflüger
Wie Sterben geht
Lesung
Fr. 17.11.| 19 Uhr
Guido Buettgen
Champagnergrab
Lesung
Update: Diese Veranstaltung wurde verschoben vom 17.11. auf
Sa. 18.11.| 16 Uhr
Ralf Kramp
Kramp for Krismass!
Lesung
Mo. 20.11.2 | 19 Uhr
Michael Trommer
Schuldig
Lesung
Di. 21.11.| 19:30 Uhr
Leon Sachs
Die Villa
Lesung
Mi. 22.11.| 19 Uhr
Horst Eckert
Die Macht der Wölfe
Lesung
Do. 23.11.| 19 Uhr
Johannes Groschupf
Die Stunde der Hyänen
Lesung
So. 26.11.| 15:30 Uhr
Ian Bray & Hier geht was
Klippenrache
Lesung
AUSVERKAUFT
»> alle Termine in unserem Kalender!
Vorverkauf
Buchhandlung Schmetz am Dom, Frankenberger Buchladen, VHS Aachen. Kinokarten gibt es nur im Cineplex im Kapuziner Karree
Die Veranstalter
Buchhandlung am Markt (Brand), Buchhandlung Backhaus, Buchhandlung M. Jacobi’s Nachfolger, Buchhandlung Schmetz am Dom, Cineplex & Eden Kino, Das Buch in Eilendorf, Deutsch-Italienischer Kulturkreis e.V., Ev. Erwachsenenbildungswerk, Frankenberger Buchladen, Franz, Stadtbibliothek Aachen, VHS Aachen.
Ralf Kramp
Krimiautor Ralf Kramp leitet in Hillesheim in der Südeifel zusammen mit seiner Frau das mit 30.000 Bänden bestückte Deutsche Krimi-Archiv. Ebenfalls im Haus befindet sich eine Buchhandlung, ein Antiquariat, Kramps Krimi-Verlag KBV sowie ein Café. Aus Platzgründen sammelt Kramp mittlerweile nicht mehr weiter.
Die Krimi-Top 5 von Ralf Kramp
- Pierre Magnan: „Das ermordete Haus“ (2015)
- Leslie Thomas: „Dangerous Davies“ (Krimi-Reihe zw. 1976-2001)
- Peter Hoeg: „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ (1992)
- Agatha Christi: „Mord im Orient-Express“ (1934)
- Norbert Klugmann & Peter Mathews: „Beule oder Wie man einen Tresor knackt“ (2017)
WEITEREMPFEHLEN